Montag, 1. Juni 2020

» Die goldenen Wölfe ; Roshani Chokshi (# 1)

"Ein Team aus talentierten Schatzjägern begibt sich zur Zeit der Pariser Weltausstellung 1889 auf die Suche nach einem überaus kostbaren Artefakt. Und was sie finden werden, dürfte die Welt verändern …"

Die Geschichte

In einer Welt voller Magie, der Schmiedekunst, arbeitet Séverin Montagnet-Alarie von seinem Hotel L'Éden in Paris aus daran, sein Erbe zurückzubekommen, das ihm durch eine geschickte Manipulation aberkannt wurde: Eigentlich wäre er der Patriarch des Hauses Vanth, eines der Häuser, die den Orden von Babel anführen und über Macht und Magie verfügen. Stattdessen gilt das Haus Vanth als untergegangen, sodass nur noch Haus Kore und Haus Nyx über das französische Babelfragment wachen, aus dem die Schmiedekunst entspringt.
Seine Gefährten sind: Laila, eine Tänzerin und Bäckerin mit einem dunklen Geheimnis, Zofia, eine jungen Wissenschaftlerin, die zwar der Schmiedekunst mächtig ist, aber von der Universität verwiesen wurde, Enrique, einem Geschichtswissenschaftler mit philippinischer Herkunft, der nach Gerechtigkeit sucht, und Tristan, Séverins Bruder, der vor seiner Vergangenheit in die Gärten des Hotels flieht und sich dort seinen geschmiedeten Pflanzen widmet. Sie bilden ein beinahe unschlagbares Team für Akquisitionen aller Art, bis Hypnos, der Patriarch des Hauses Nyx, mit einer schier unmöglichen Mission an sie herantritt: sie sollen das Horus-Auge aus dem Haus Kore beschaffen - und im Gegenzug soll Séverin an sein Erbe kommen. Doch dieser Auftrag birgt Gefahren, die sie alle an ihre Grenzen bringen wird - und darüber hinaus...

Die Bewertung

Verwirrt von meiner Inhaltsangabe, unter anderem von den Begrifflichkeiten, die ich eingeworfen, aber nicht wirklich erklärt habe? Tja, so ging es mir beim Lesen auch. 
Der Leser wird mitten ins Geschehen hineingeworfen, doch auch auf den folgenden Seiten gibt es nur wenige Informationen über die Schmiedekunst, die Magie, die es in dieser Welt gibt: Bis zum 13. Geburtstag erwacht sie in jenen Menschen, die dazu bestimmt sind, die verschiedensten Materialien zu bearbeiten und ihnen Eigenschaften beizubringen, die an Magie grenzen. Aber nicht nur hier wird mit Informationen gegeizt: Auch die Vergangenheit der Hauptfiguren, vor allem Séverin, Laila, Enrique und Zofia, bleibt weitestgehend im Dunkeln. Damit meine ich nicht unbedingt die dunklen Geheimnisse in ihrer Vergangenheit, die in den Kapiteln, die jeweils aus ihren Perspektiven erzählt werden, nach und nach enthüllt werden, damit meine ich vor allem: Wie haben diese fünf so unterschiedlichen Menschen zusammengefunden? Immer wieder wird angedeutet, dass sie schon oft gemeinsam Objekte akquiriert haben (was wohl bedeutet, dass sie eigentlich eine geschickte Diebesbande sind), aber nichts darüber erfährt man. Und es wären diese Informationen, die das Ganze runder gemacht hätten. So wirkt es streckenweise nur wie eine zu ihrem Zweck dieser Handlung zusammengebrachte Gruppe von Figuren, eine weitere Anhäufung ungerecht behandelter Menschen, die allesamt eigene Motive verfolgt. Bei keinem von ihnen ist mir klar geworden, wie alt sie eigentlich sind, was nur dazu beiträgt, dass man sich verloren fühlt in alle dem, was nicht erzählt wird. Es hätte so viel dazu beigetragen, der Geschichte etwas mehr Zeit zu lassen, statt in dem irrsinnigen Tempo, das in den Action-Szenen viel Sinn und vor allem Spaß macht, von Szene zu Szene zu springen. Ich habe die ruhigen Zwischentöne vermisst und stand nach über 400 Seiten immer noch mit immensen Fragezeichen der Welt und der Magie und auch den Hauptfiguren gegenüber.
Der Stil der Autorin ist toll, man kann das Buch sehr angenehm lesen und es hat viel Wortwitz. Zwischendurch wirkten die Wortwechsel der Figuren zu bemüht, aber vielleicht liegt es auch daran, dass mir das Konzept der unglaublich intelligenten und geschickten Außenseiter gegen den Rest der Welt aufstößt, wenn ich die Figuren davon unabhängig nicht kennenlernen kann. Das Ende wartet dann mit immensen Zeitsprüngen auf mich, die wiederum auch nur den Wunsch wecken, dass es auch die Szenen gibt, in denen die Figuren einfach miteinander interagieren. 
Nichtsdestotrotz werde ich Band 2 lesen, denn an sich ist diese Welt und Geschichte vielversprechend und hat viel Steigerungspotenzial.


2.5 von 5 Punkte