Donnerstag, 16. März 2017

» Nur einen Horizont entfernt ; Lori Nelson Spielman


"Mit zittrigen Fingern öffnet die TV-Moderatorin Hannah Farr einen Brief. Der Absender ist eine ehemalige Schulfreundin, die sie jahrelang gemobbt hat. Die Frau bittet sie nun um Vergebung. Dem Brief beigelegt sind zwei kleine runde Steine und eine Anleitung. Einen Stein soll sie als Zeichen dafür zurücksenden, dass sie ihrer früheren Klassenkameradin vergibt. Den anderen soll sie an jemanden schicken, den sie selbst um Verzeihung bitten möchte. Hannah weiß sofort, wer das sein könnte: ihre Mutter. Aber soll sie wirklich zurück zu den schmerzhaften Ereignissen von damals und die Auseinandersetzung mit dem Menschen suchen, der sie am besten kennt? Denn Hannah hat etwas getan, das das Leben ihrer Mutter für immer verändert hat… "

Die Geschichte

Hannah Farr ist erfolgreich: Sie ist gut in ihrem Job, hat eine steile Karriere hingelegt und moderiert ihre eigene Show in New Orleans. Ihr Freund ist der Bürgermeister der Stadt, sie träumt davon, ihn zu heiraten. Doch dann ist da dieser eine Brief, der mehr ins Rollen bringt, als sie beim Öffnen und Lesen zwei Jahre zuvor hätte ahnen können.
Es ist ein Brief von Fiona Knowles, dem Mädchen, das in der High School einst die Person gewesen ist, die es ihr versagt hat, Fuß in einer neuen Stadt zu fassen. Die in Hannahs Augen mit Schuld daran trägt, dass sich ihre Eltern getrennt haben. Zwei Jahre hat dieser Brief bei Hannah gelegen, weil sie den Vergebungsstein nicht zurücksenden wollte. Doch dann erreicht sie ein Job-Angebot aus Chicago, das für Hannah den nächsten Schritt auf der Karriereleiter bedeuten könnte - und als Exposé sendet sie die Geschichte der Vergebungssteine ein, eine Geschichte, die auch von ihrer Mutter handelt, die in Hannahs Leben seit Jahren keine Rolle mehr spielt. 
Claudia Campbell jedoch, die neue, hübsche, junge Moderatorin des Senders in New Orleans, zwingt Hannah, die Geschichte der Vergebungssteine in diesem Job aufzurollen, als sie Fiona Knowles zu einem Interview in die Sendung lädt. Hannah will ihre private Geschichte nicht einbringen - und sie darf es auch nicht, denn sie hat diese Story immerhin Chicago versprochen. Und diesen Job will sie unbedingt, denn in ihrer Beziehung zu Michael bleibt aufgrund ihrer beider Jobs, aber auch aufgrund seiner Tochter Abby nie genug Zeit für sie beide. Er hat ihr versprochen, dass ein Job in Chicago ihnen ermöglichen könnte, mehr Zeit miteinander zu verbringen. 
Hannah bittet ihre Freundin Dorothy, die Mutter ihres Ex-Verlobten, mit ihrer besten Freundin in die Sendung, die dort in der Öffentlichkeit um Vergebung bitten will. Und dann geschieht es: Der Sender hat Wind bekommen von Hannahs Vergangenheit, plötzlich ist sie gezwungen, mehr preis zu geben, als sie eigentlich wollte - und es stößt eine Reise an, die Hannah zurück führt und auf einmal Tatsachen in einem anderen Licht erscheinen lässt. Was ist damals wirklich passiert, das dazu geführt hat, dass Hannah ohne ihre Mutter bei ihrem Vater aufwuchs? Ist ihre Mutter es, der sie vergeben muss, oder ist eigentlich sie diejenige, die um Vergebung bitten muss? Diese Fragen stellen Hannahs gesamtes Leben auf den Kopf. Und kann ein Vergebungsstein wirklich alte Wunden heilen?

Die Bewertung

"Nur einen Horizont" entfernt ist das dritte Buch nach "Morgen kommt ein neuer Himmel" und "Und nebenan warten die Sterne" von Lori Nelson Spielman, das ich gelesen habe. Es ist vielschichtig und geht ans Herz, Hannah ist eine Figur, die man versteht, deren Weg man mit Spannung verfolgt, deren Geheimnisse man ergründen möchte. Dabei gebe ich zu, dass ich sie in Bezug auf ihre Beziehung zu Michael manchmal am liebsten gerüttelt hätte, aber ihre Freundin Jade spricht aus, was stimmt: Man muss die anderen selbst erkennen lassen, was gut für sie ist.
Mit dem Thema Kindesmissbrauch und Verleumdung spricht dieses Buch Themen an, die nicht alltäglich sind und die das Oberthema Vergebung in einem sehr interessanten Licht beleuchten. Was kostet Verzeihen, was bedeutet Verzeihen überhaupt? Wie viele Sünden tragen wir mit uns herum, die, wenn sie gelüftet würden, weil wir um Verzeihung bitten, eigentlich alles viel schlimmer machen, obwohl es uns befreien sollte?
Hannah findet sich in diesem Prozess auf einmal ganz unten wieder, und vermutlich kann sich damit jeder irgendwie identifizieren. Es macht aber Hoffnung, denn wir wollen wohl hoffen, dass unsere Fehler Vergebung finden können.

4,5 von 5 Sternen.