Montag, 6. April 2020

» Herzklopfen nicht ausgeschlossen ; Julia Hanel

"Feli hat sich damit abgefunden, dass das Leben kein Wunschkonzert ist. Anstatt Medizin zu
studieren, jobbt sie in einem Seniorenheim, um den Pflegeplatz für ihre demente Großmutter zu
bezahlen. Dort trifft sie auf Leo, der nach einer wilden Nacht zu Sozialstunden auf ihrer Station verdonnert wurde. Er ist genau die Art Mann, mit der Feli so gar nichts anfangen kann: zwar echt attraktiv, aber auch ziemlich selbstverliebt. Trotzdem schlägt ihr Herz in seiner Nähe wie verrückt. Doch als sie gerade Vertrauen zu ihm fasst, wird sie von Leo bitter enttäuscht …"

Die Geschichte

Nach einer ziemlich blöden Aktion (auf die dümmsten Ideen kommt man mit Alkohol) darf Leo 100 Sozialstunden ableisten - dank der guten Beziehungen seiner Familie in einer Seniorenresidenz, die eigentlich jugendliche Straftäter aufnimmt - was Leo mit seinen 29 Jahren nicht mehr ist (auch wenn Feli, die ihn betreuen darf, beinahe anderer Meinung ist). Der erste Eindruck ist denkbar schlecht, denn Leo überfährt Feli auf ihrem Fahrrad beinahe mit seinem Porsche. Sie scheint gegen seinen Charme immun, mit dem er sonst jeden um den Finger wickelt, jedenfalls jeden außer seiner Familie.
Feli, die in der Seniorenresidenz arbeitet, um die Wohnung ihrer Großmutter zu finanzieren, die seit einigen Monaten wegen Alzheimer dort lebt, um das Haus ihrer Großmutter halten zu können - weshalb sie ihr Studium auf Eis legen musste. Eigentlich ist das Geld immer knapp und da wirkt Leo, der mal eben einen Mähroboter für das Altenheim bestellt (um es sich selbst einfacher zu machen), der Porsche fahrende Jung-Millionär, auf Feli nur wenig anziehend. Und doch: Je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto mehr beginnt Feli hinter die Maske des Playboys zu schauen - und desto mehr kommt Felix dem Boden der Tatsachen jenseits des Münchner Glamour Lebens an.

Die Bewertung

Eine so locker-leichte, wunderbare Geschichte habe ich schon eine ganze Weile nicht mehr gelesen - so schön, dass ich sie mal eben so an einem Nachmittag durchgelesen habe. Sozusagen weggeatmet. Leo und Feli, so wie Anila oder Alexander oder Natalja oder Sepp (oder-oder-oder) sind Figuren, die einem so echt erscheinen, als könnte man ihnen im Treppenhaus begegnen. Es ist eine Kunst, in dieser aktuell von Liebesgeschichten gefluteten Welt eine zu schreiben, die erfrischend und modern wirkt, so neu, unaufgesetzt und lebendig. Julia Hanel bringt zwei Figuren zusammen, die weder Insta-Love erleben, sondern aneinander, an sich und am Leben wachsen. Außerdem sprühen die Kapitel von Wortwitz und popkulturellen Referenzen (spätestens mit der ersten Harry Potter-Anspielung hatte das Buch mein Herz erobert), was erst Recht dazu führt, dass man weiterlesen möchte.

5 von 5 Punkten