Samstag, 4. April 2020

» Ich bin Circe ; Madeline Miller

"Unsterblich. Unvollkommen. Unbezähmbar.
Circe ist Tochter des mächtigen Sonnengotts Helios und der Nymphe Perse, doch sie ist ganz anders als ihre göttlichen Geschwister. Ihre Stimme klingt wie die einer Sterblichen, sie hat einen schwierigen Charakter und ein unabhängiges Temperament; sie ist empfänglich für das Leid der Menschen und fühlt sich in deren Gesellschaft wohler als bei den Göttern. Als sie wegen dieser Eigenschaften auf eine einsame Insel verbannt wird, kämpft sie alleine weiter. Sie studiert die Magie der Pflanzen, lernt wilde Tiere zu zähmen und wird zu einer mächtigen Zauberin. Vor allem aber ist Circe eine leidenschaftliche Frau: Liebe, Freundschaft, Rivalität, Angst, Zorn und Sehnsucht begleiten sie, als sie Daidalos, dem Minotauros, dem Ungeheuer Scylla, der tragischen Medea, dem klugen Odysseus und schließlich auch der geheimnisvollen Penelope begegnet. Am Ende muss sie sich als Magierin, liebende Frau und Mutter ein für alle Mal entscheiden, ob sie zu den Göttern gehören will, von denen sie abstammt, oder zu den Menschen – die sie lieben gelernt hat."

Die Geschichte

Als Tochter vom Titanen Helios, der Tag für Tag in seinem Sonnenwagen über den Himmel zieht und ein nicht gerade sonniges, sondern eher feuriges Temperament hat, und der Nymphe Perse, Tochter des Titanen Okeanos, wird Circe geboren - und ist scheinbar von ihren ersten Atemzügen an nicht genügend: Ihre Stimme entbehrt jeglicher göttlichen Strahlkraft, ebenso wie ihr Aussehen in den Augen ihrer Mutter.
Als ihre Geschwister geboren werden, wird offensichtlich, dass Circe am Hof ihres Vaters keinen Platz hat. Ihre Schwester wird an einen Sohn des Zeus verheiratet, doch für Circe findet sich kein Ehemann, der Helios' Einfluss gewinnen lässt, und sie selbst verliebt sich in einen menschlichen Fischer. Als sie Glaukos in einen Meeresgott verwandelt, wird offenbar, dass ihre Fähigkeiten für die Götter nicht zu begreifen sind. Circe verwandelt aus Eifersucht die Nymphe Scylla in ein Monster - und als sie vor ihrem Vater diesen Fehler gesteht, wird sie für ihre Hexenkunst auf die Insel Aiaia verbannt.
In Jahrhunderten voller Einsamkeit, mit seltenen Besuchen des Gottes Hermes, findet Circe zu ihren Fähigkeiten und zu sich selbst. Doch ihr Weg wartet noch mit vielen weiteren Herausforderungen auf sie.

Die Bewertung

Ich bin (spätestens seit Rick Riordans Percy Jackson-Büchern) ein großer Fan der griechischen Mythologie. Hier erzählt Madeline Miller die jahrhundertelange Geschichte einer Titanentochter, einer Hexe, die man aus den Geschichten der Odyssee kennt, in denen Circe Männer in Schweine verwandelt und erst vom Helden Odysseus herausgefordert und bezwungen wird.
Madeline Miller zeigt den Weg einer Göttin, die aufgrund eines menschlichen Zuges, nämlich Reue über ihre Taten, in eine ewigliche Verbannung gejagt wird. Denn das unterscheidet Circe von den anderen Göttern: Sie hat keine starken göttlichen Fähigkeiten, vielmehr zeichnen sie menschliche Züge aus, die schon Prometheus in ihr weckte, der den Menschen so nahe war, dass er ihnen das Feuer gab.
"Ich bin Circe" erzählt die Geschichte einer wachsenden, stärker werdenden Frau, einer Göttin, einer Hexe, eines verliebten Mädchens ebenso wie einer unsicheren Tochter, einer Mutter. Sie ist zutiefst menschlich in den Schwächen, die sie hat, und sie wächst im Laufe der Zeit an den Herausforderungen, die das Leben ihr stellt. Sie muss mit den Fehlern so viel länger leben als wir Menschen es tun, und dennoch zerbricht sie nicht daran.
Daneben wirft das Buch auch einen Blick auf die vielen Facetten der griechischen Mythologie, auf Götter- und Heldengeschichten mit all den blutigen und grausamen Details - die vor allem von Männern geprägt ist. Ein Buch des Feminismus', angesiedelt in der Antike - neben all den göttlichen Geschichten ist es vor allem ein Buch über den Weg einer starken Frauenfigur. Großartig!

4,5 von 5 Punkten