Sonntag, 3. Mai 2020

» Miracle Creek ; Angie Kim

"In der Kleinstadt Miracle Creek in Virginia geht ein Sauerstofftank in Flammen auf. Zwei Menschen sterben – Kitt, die eine Familie mit fünf Kindern zurücklässt, und Henry, ein achtjähriger Junge. Im Prozess wegen Brandstiftung und Mord sitzt Henrys Mutter Elizabeth auf der Anklagebank. Und die Beweise sind erdrückend. Hat sie ihren eigenen Sohn ermordet? Während ihre Freunde, Verwandten und Bekannten gegen sie aussagen, wird klar: In Miracle Creek hat jeder etwas zu verbergen."

Die Geschichte

Elizabeth Ward ist angeklagt, einen Sauerstofftank einer Anlage für hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) in Brand gesteckt zu haben - während eine Therapiesitzung lief, an der ihr autistischer Sohn Henry teilgenommen hat. Als die Anlage in Flammen aufgegangen ist, ist nicht nur Henry ums Leben gekommen, sondern auch Kitt, die Mutter eines der anderen teilnehmen Kinder, und weitere Personen werden schwer verletzt.
Ein Jahr nach dem Unglück startet der Prozess und sowohl Pak Yoo, der Betreiber der HBO-Anlage, als auch Matt, der als einziger erwachsener Patient teilgenommen hat, gehören zu den ersten, die aussagen. Schnell wird klar, dass die betroffenen Personen nicht nur alle noch immer auf unterschiedlichste Weise an den Geschehnissen leidern, sondern auch so einige Geheimnisse verbergen. Und wie sonst auch hatte jeder von ihnen eine ganz eigenen Blick auf das, was vor einem Jahr passierte...

Die Bewertung

Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, von jenen Personen, die am Brand beteiligt waren: Elizabeth, Pak Yoo sowie seine Frau und Tochter oder Matt. Obwohl ich normalerweise kein großer Fan von vielen Perspektiven bin, hat es hier ganz und gar seinen Zweck erfüllt: Es hat nicht nur Puzzleteil für Puzzleteil enthüllt, was rund um den fatalen Brand geschehen ist, Angie Kim schafft es dadurch auch, dass man in den Kapiteln, ob selbst gewollt oder nicht, an die Wahrheit dessen glaubt, was die Personen erlebt haben oder Partei für sie ergreift, obwohl man möglicherweise noch wenige Seiten vorher davon überzeugt war, dass es anders ist. Seite für Seite enthüllen die Zeugenaussagen und Erinnerungen, was damals tatsächlich passiert ist - und doch bleibt bis fast zum Schluss offen, wer für den Brand wirklich verantwortlich war. 
Für mich blieben am Ende ein paar letzte Fragen offen, auch wenn mir gefallen hat, dass es nach allem, was geschehen ist, für die Figuren kein "Happy End" gibt, sondern nicht nur Strafen aus dem Rechtssystem, sondern auch Wunden, die nicht so schnell verheilen.

4,5 von 5 Punkte