Mittwoch, 17. Mai 2017

Wenn Bücher auf die Leinwand kommen: Anne with an E

Anne von Green Gables von Lucy Maud Montgomery war eines meiner Lieblingsbücher als Kind.

Die Geschichte von der rothaarigen Waise auf Prince Edward Island, Kanada, durch ihr Leben war wunderbar, ich weiß nicht, wie oft ich die Serie gelesen habe.

Nun hat Netflix das erste Buch zu einer Serie gemacht, sieben Folgen, die seit vergangenem Freitag zu sehen sind: Eine Pilotfolge über neunzig Minuten und sechs weitere Folgen über die üblichen 45 Minuten. Die Synchronisation ist, wie für Netflix üblich, ausgesprochen gut, dennoch habe ich die meisten Folgen auf englisch geguckt.

Für Liebhaber des Buchs ist die Handlung liebevoll umgesetzt, auch wenn es einige "künstlerische Freiheiten" in Form von veränderten Handlungssträngen gibt - die man als Buchliebhaber nur allzu gut kennt, wenn Bücher verfilmt werden.
Optisch ist "Anne with an E" wunderschön anzusehen, die Landschaftsaufnahmen, die Verfilmung der Figuren beinahe liebevoll und auch der Soundtrack ist stimmig. So glaubt man in der ersten Szene beinahe, in einer dramatischen ZDF Rosamunde Pilcher-Verfilmung gelandet zu sein, wird jedoch schon bald in eine zwar alte, aber nicht altbackene Geschichte hineingeführt, denn Anne ist kein Mädchen, das zur Ehefrau und Mutter geboren ist, sie ist ein kluger Kopf und ein selbstbewusstes Mädchen.

Die Geschichte

Marilla und Matthew Cuthbert, ein älteres Geschwisterpaar, möchte einen Jungen adoptieren, der ihnen bei der Arbeit auf Green Gables helfen soll. Doch stattdessen steht plötzlich Anne da, das rothaarige Mädchen, das kaum still zu bekommen ist.
Auch wenn sie eigentlich nicht bleiben soll, schleicht sie sich dennoch in die Herzen der Cuthberts, die sie schließlich in ihre Familie aufnehmen.


Die Bewertung

Netflix hat eine weitere Serie geschaffen, die ein Liebhaberherz erfreut: mit mir unbekannten, aber vor allem treffend besetzten Schauspielern für liebgewonnene Rollen. Der Soundtrack ist wundervoll, die Bilder auch, eigentlich wäre alles gut, wenn...
Wenn da nicht einige Veränderungen in der Handlung wären. Wie gesagt, generell sind Veränderungen nicht unbekannt, man hat sich schweren Herzens an sie gewöhhnt und manchmal, selten, überraschen sie einen auch positiv. An vielen Stellen ist das in "Anne with an E" durchaus auch passiert, nicht alle Veränderungen sind unangenehm. Aber zu Anfang der Geschichte passiert etwas, das nicht gefällt. Anne spielt mit einer Brosche von Marilla, die wenig später verschwunden ist. Marilla, die wusste, wie sehr sie Anne gefiel, verlangte zu gestehen, dass Anne sie hat. Diese gesteht schließlich etwas, das sie nicht getan hat. Im Buch verbietet Marilla ihr die Teilnahme an einem heiß ersehnten Picknick - in der Serie jedoch entscheidet Marilla, dass Anne zurück ins Waisenhaus muss. Daraus entsteht eine Odyssee über Bahnhöfe und Großstädte, bei der auch Matthew, der sich schließlich auf die Suche nach ihr begibt, verletzt wird. Das ist sehr viel Drama, und vor allem schmerzhaftes - das nicht hätte sein müssen.

Sieht man davon ab, ist "Anne with an E" eine echte Empfehlung, auch wenn man die Buchserie nicht kennt.