Dienstag, 10. Oktober 2017

» Die flammende Welt ; Genevieve Cogman (Die unsichtbare Bibliothek #3)


"Irene und ihr Assistent Kai sind Agenten der unsichtbaren Bibliothek, in der es Zugänge zu den unterschiedlichsten Welten - und damit auch zu den seltensten Büchern - gibt. Ihr neuester Fall führt sie in ein alternatives Frankreich zu Revolutionszeiten. Ein gefährlicher Ort, um Bücher zu stehlen. Besonders, wenn plötzlich der magische Rückweg in die Bibliothek versperrt ist. Was erst wie ein Zufall erscheint, stellt sich als heimtückischer Angriff heraus. Ein Angriff, der die ganze Bibliothek zerstören könnte..."

Die Geschichte

Nach den Ereignissen in Venedig, als Irene auf eigene Faust handelte, um ihren Lehrling Kai aus den Fängen der Elfen zu befreien (und damit eindeutige Anweisungen ihrer Vorgesetzten umging), müssen die beiden in der letzten Zeit nahezu immer die schlimmen Aufträge ausführen: Jene, die gefährlich, schmutzig und unangenehm: Sie ist auf Bewährung.
Auf einem dieser Aufträge ist es den beiden plötzlich unmöglich, das Tor zurück in die Bibliothek zu nutzen, da es vor ihren Augen in Flammen aufgeht. Zum Glück ist Kai jedoch ein Drache, der sie in seiner wahren Gestalt mit seiner Art der Magie in die Welt zurückbringen kann, in der sie derzeit heimisch sind. Nachdem sie das gestohlene Buch zurück in die Bibliothek gebracht haben, wo Irene ihrer Vorgesetzten auch gleich von dem beunruhigenden Vorfall berichtet hat, passiert ein weiteres Ereignis, das alle Alarmglocken zum Schrillen bringt: Ein Attentat auf Irene wurde verübt, denn in ihrer Wohnung sind eine Unzahl von höchst giftigen Schlangen ausgesetzt worden.
Kurz darauf stellt sich heraus, dass diese Geschehnisse keine Zufälle sind und vielleicht in einem größeren Zusammenhang stehen, als gedacht: Jemand greift die Bibliothek an und es herrscht kein Zweifel, dass dies nur Alberich sein kann.
Das letzte Aufeinandertreffen mit dem abtrünnigen Bibliothekar hat Irene nur haarscharf überlebt und auch jetzt nimmt er wieder direkten Kontakt zu ihr auf. Für Irene ist klar: Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, ihn zu stoppen, dann wird sie dies tun. Ihre ganze Welt steht auf dem Spiel. Dafür nimmt sie gemeinsam mit Kai und ihrem Freund Peregrine Vale sowie dessen Vertrauten Inspektor Singh in ihrem London die Spur einer Elfe auf, die möglicherweise mehr weiß...

Die Bewertung

In bereits bekannter (und geliebter) Manier schreibt Genevieve Cogman eine weitere faszinierende Geschichte in dem von ihr geschaffenen Universum, das jeden Fantasy-Fan entzücken muss durch den Einfallsreichtum und die Andersartigkeit.
Auch dieser Teil beschreibt nicht die klassische Arbeit von Irene, die wir im Auftaktband erleben durften, denn der große Feind Alberich hat zum Angriff aufgerufen und droht nicht weniger als die Bibliothek für immer zu zerstören. Irene ist eine Heldin, die eigentlich keine ist, weil sie normal ist. Und dennoch ist jemand wie sie in der Lage, den großen Bösen in die Quere zu kommen. Mit Unterstützern und Helfenden sowohl aus den Reihen der Menschen, Drachen und Elfen gerät der Leser mit Irene in ein neues fantastisches Abenteuer. Das wirklich beeindruckende: In sich gleicht sich kein Band der Reihe, sie sind alle vom Plot her völlig anders und aufs Neue beeindruckend.

5 von 5 Punkten!
 


» Schmitz' Häuschen ; Ralf Schmitz

"Ralf Schmitz baut um - und ist kurz davor durchzudrehen. Denn nichts läuft nach Plan: Maurer ziehen Wände auf der falschen Etage hoch, Maler verputzen abgeklebte Fenster, und Elektriker montieren Lichtschalter, bei deren Betätigung die Dachluke aufgeht. Und das ist erst der Anfang. Was für ein Glück, dass der Top-Comedian bei all diesen Katastrophen nicht seinen unvergleichlichen Humor verliert. Ralf Schmitz erkundet die verrückte Welt der Heim- und Handwerker. Am Ende ist klar: Das Leben ist eine Baustelle, nach fest kommt ab - und den Rest bringt der Putz!"

Die Geschichte

Es kommt der Punkt, an dem man anfängt, sich für eine neue Wohnung zu interessieren. Man beginnt die Zeitungen und das Internet nach Annoncen zu durchsuchen, man telefoniert sich die Finger wund und besucht die verlockendsten der Angebote - nur um durchaus häufig enttäuscht zu werden. Eines der Highlights von Ralf Schmitz: Ein absolutes Traumhaus - und zwar deshalb zu einem richtig günstigen Preis, weil man den vorherigen Eigentümer bitte bis zu dessen Tod noch pflegen darf.
Dann lieber selbst bauen - oder umbauen. Denn Ralf Schmitz erbt ein Häuschen. Nach einer ersten Besichtigung ist die Vorfreude groß, auch wenn das eine oder andere verbessert werden muss. Wie schwierig kann das schon werden?
Man hätte diese Frage besser nicht gestellt. Denn schon kurz darauf befindet sich Ralf Schmitz im Dschungel deutscher Bürokratie (auf dem Bauamt, oder Baugewerbeamt?) und in einer bizarren Parallelwelt, in der Handwerker einfach nie das machen, was sie sollen - und schon gar nicht zu dem Zeitpunkt, an dem es geschehen soll. Einfach nie!

Die Bewertung

Ralf Schmitz bringt einen zum lachen - und wenn man ein solches Chaos selbst schon erlebt hat, dann wohl des Öfteren auch zum weinen, weil man nämlich genau nachvollziehen kann, wie man sich fühlt, wenn man der Willkür und Macht der Handwerker unterlegen ist.
Das alles in dem von ihm bekannten Charme und Wortwitz erzählt, bleibt wahrlich kein Auge trocken. Besonders empfehlenswert: Das von ihm selbst gelesene Hörbuch, auf dem man mit anhören kann, wie er mehr und mehr verzweifelt. Es ist absolut irrwitzig, was einem alles passieren kann, und beim Lesen (oder Hören) bleibt kein Auge trocken!

5 von 5 Punkten!

Dienstag, 19. September 2017

» Die maskierte Stadt ; Genevieve Cogman (Die unsichtbare Bibliothek #2)

Der Nachfolgeband zu » Die unsichtbare Bibliothek.

"Irene Winters ist Agentin der unsichtbaren Bibliothek, die jenseits von Raum und Zeit als Tor zwischen den Welten existiert. Ihr Job ist es, einzigartige, ungewöhnliche oder rare Bücher für diese Bibliothek zu beschaffen. Sie hat gerade auf einer zwielichtigen Auktion einen seltenen Bram-Stoker-Text erworben, als sie und ihr Assistent Kai überfallen werden. Zu spät erkennt Irene, dass es nicht um das Buch, sondern um Kai geht. Er wird entführt, ohne dass Irene es verhindern kann. Die Spur der Verbrecher führt in ein dunkles Venedig des immerwährenden Karnevals. Ein Ort der Masken und Geheimnisse. Und des Todes ..."

Die Geschichte

Irene ist nun die ortsansässige Bibliothekarin in dem London, indem sie vor wenigen Monaten den Verräter Alberich bekämpfen konnte. Gemeinsam mit ihrem Schützling Kai wird sie jedoch angegriffen, nachdem sie auf einer Auktion ein seltenes Buch erwerben konnte. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, schließlich bringt der Job als Bibliothekar für die unsichtbare Bibliothek oft Gefahren mit sich. Dennoch beschließt Irene, kein Risiko einzugehen und bringt das Buch umgehend in Sicherheit, während Kai zu ihrem Freund, dem Detektiven Peregrine Vale, geschickt wird.
Als Irene jedoch zurückkehrt, ist Kai verschwunden. Schnell finden sie und Vale heraus, dass eine Entführung dahinter steckt - offenbar von einem Elfen-Paar, die ihn in eine andere Welt gebracht haben. Da es sich bei Kai um den Sohn des Drachenkönigs handelt, ist es keine einfache Entführung - die schon schlimm genug wäre, immerhin stand Kai unter Irenes Schutz - sondern ein politischer Schachzug. Auch wenn die Drachen auf Irenes Seite stehen, muss sie mit dem Elfenzug in das chaotische Venedig reisen, in dem Kai gefangen gehalten wird - in einer für ihn giftigen Umgebung, in der sie nicht einmal 24 Stunden Zeit hat, ihn zu finden und zu befreien...

Die Bewertung

Im zweiten Teil der Reihe um die unsichtbare Bibliothek löst sich die Handlung von dieser und der Leser wird mit Irene in den Machtkampf zwischen Elfen und Drachen, zwischen Chaos und Ordnung hineingezogen. Irene muss auf eigene Faust inmitten einer vom Chaos verseuchten Welt versuchen, Kai zu retten, ohne auf Unterstützung hoffen zu können. In diesem zweiten Teil überzeugt Genevieve Cogman mit deutlich mehr Action und einer Vielzahl interessanten Figuren, denn die Elfen sind charakterlich völlig anders als Menschen.
Daneben ist es wiederum die sprachliche Gewandtheit, die jede Zeile des Buchs einfach klug und vielschichtig erscheinen lässt: Ein Lesegenuss - aber ist das ein Wunder in einer Buchreihe, die den Wert von Büchern so schätzt?
So ist auch Teil 2 eine absolute Empfehlung für Fantasy-Liebhaber, die mal etwas ganz anderes lesen wollen.

5 von 5 Punkten! 
 

Donnerstag, 7. September 2017

» Barfuß auf dem Sommerdeich: Mein Halligleben zwischen Ebbe und Flut ; Katja Just

"Hooge ist eine winzige Hallig im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer mit rund 100 Einwohnern. Eine davon: Katja Just. Vor 16 Jahren tauschte die Großstädterin ihr Leben und ihre aussichtsreiche Karriere im turbulenten München gegen den beschaulichen Alltag auf der Marschinsel ein und hat es seitdem keinen Tag bereut. Denn: Trotz aller Zurückgezogenheit, langweilig wird es auf Hallig Hooge nie! Von Begegnungen mit eigensinnigen Halligleuten über faszinierende Naturschauspiele bis hin zu ungeahnten Herausforderungen am Rande der Zivilisation hat Katja Just einiges zu erzählen. Mit viel Humor und Liebe zum Detail gibt sie Anekdoten aus ihrem Leben auf der Hallig wieder und zeigt den Lesern, wie ereignisreich und erfüllend der Alltag am vermeintlichen Ende der Welt doch sein kann."

Die Geschichte

Mit gerade einmal 25 Jahren zog Katja Just auf die Hallig Hooge - aus der Großstadt München geradewegs in die Ruhe der Marsch. Die Liebe für die Nordsee und die Hallig, die waren seit Kindheitstagen da, trotzdem fiel die Entscheidung unter anderem aufgrund einer gescheiterten Beziehung. Einen größeren Kontrast kann es kaum geben, das Leben in einer Stadt wie München mit den Bergen vor der Haustür, und dann eines auf der Hallig, wo man meist der Natur recht wehrlos ausgeliefert ist. Norddeutsche Lebensweise gegen bayrische Mentalität: Sie krempelte damit ihr gesamtes Leben um, übernahm nach einigen weiteren Jahren Ausbildung die Ferienhäuser von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater und lebte sich in einem völlig anderen Leben ein.
Katja Just berichtet in ihrem Buch in vielen Episoden von sechzehn abwechslungsreichen Jahren auf Hallig Hoogen, von Naturgewalten, Traditionen, Schwierigkeiten und Herausforderungen und ihrer Liebe zu diesem Leben.

Die Bewertung

Ich selbst war noch nie auf einer Hallig, liebe allerdings die Nordsee und interessiere mich auch für Bücher über Lebens"arten", die sich von meiner eigenen unterscheiden. Ich musste mich zunächst ein bisschen über eine Hallig informieren, hier fehlte mir das Fachvokabular, fand es dann jedoch ausgesprochen interessant, von den Begebenheiten in Katja Justs Leben zu lesen.
Eines wird auf nahezu jeder Seite klar: Ihre Liebe zur Hallig und die Freude über die Entscheidung in jungen Jahren. Allerdings scheint mir das ein wenig das Hauptthema des Buches zu sein, nahezu durchgehend wird von ihrem Leben geschwärmt. Persönlich freut es mich natürlich, wenn ein Mensch glücklich und zufrieden ist, irgendwann fiel es beim Lesen jedoch schwer, nicht irgendwie genervt zu sein, denn es klang bald wie ein bisschen belehrend, wenn man das Leben nah an der Natur mit seinem eigenen vergleicht. Obwohl auch von Schwierigkeiten berichtet wurde, habe ich beim Lesen den Eindruck gewonnen, dass dieses Leben auf der Hallig besser ist als meines.
Interessant war das Buch dennoch, immerhin ist das Leben dort sicherlich bemerkenswert und anders. Dennoch ist meine Bewertung:

3 von 5 Punkten

Mittwoch, 6. September 2017

Wenn Bücher auf die Leinwand kommen: Jessica Darling's It List

Normalerweise werden Bücher gelesen und dann sehe ich mir den Film oder die Serie an. Dieser Film ist also eine Besonderheit: An einem (langweiligen) Abend stolperte ich bei Netflix über diesen Film, bei dessen Titel es klingelte, weshalb ich ihn mir ansah - und erst hinterher das zugehörige Buch bestellte.
Nun ist es aber glücklicherweise so, dass dieses Buch der Start in eine Reihe ist, die sozusagen das Prequel zu einer Reihe ist, die ich bereits kenne und liebe: Megan McCaffertys Bücher über Jessica Darlings Schul- und Unizeit. Hier wird nun die Vorgeschichte erzählt...

Die Geschichte

Es ist der Tag, bevor Jessica Darling an die Junior High kommen wird. Ausgestattet mit den Tipps ihrer älteren Schwester, die eine goldene Schulzeit hinter sich hat, soll auch für Jessica der erste Tag ein voller Erfolg werden: Das richtige Outfit, die richtigen Freunde, die richtigen Kurse, der richtige erste Freund.
Das Problem: Ihre beste Freundin Bridget ist plötzlich viel hübscher als sie selbst. Das nächste Problem: Jess ist einfach nicht der Typ fürs Shoppen und Cheerleading - wie soll sie in diese Welt nur hineinpassen? Trotzdem gewinnt Jessica Anschluss, aber es fühlt sich für sie die ganze Zeit so an, als würde sie einem Ideal hinterherlaufen - sie ist einfach nicht so wie ihre große Schwester!
Und so muss Jessica versuchen, ihren eigenen Weg zu finden...

Die Bewertung

Der Film hat mich positiv überrascht, auch ohne dass ich zu dem Zeitpunkt das zugehörige Buch kannte.
Der erste ganz große Pluspunkt: Die Darsteller sind alle dem Alter ihrer Figuren entsprechend - und wie selten kommt das heutzutage vor! Es war erfrischend, wirklich junge Mädchen zu sehen, an der Schwelle zum erwachsen werden, dafür allein schon einmal Hut ab.
Außerdem ist es, genau wie die Bücher von Megan McCafferty, die ich bereits kenne und liebe, erfrischend, eine Hauptfigur zu sehen, die herrlich unperfekt ist, nicht hineinpasst und ihren Weg findet, auch am Ende nicht hineinzupassen: Weil nicht alle gleich sein müssen. Es ist ein High School Film, aber vor allem ist es eine Geschichte über das Anders sein.
Wirklich kurzweilige Unterhaltung!

» Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen ; Petra Hülsmann

"Da hat Karo sich jahrelang abgerackert, um ihr Abi nachzuholen und zu studieren, und wozu das Ganze? Statt endlich die große Karriere zu starten, ergattert sie beim Fußball-Bundesligisten
Eintracht Hamburg lediglich einen Job als Anstandswauwau des Star-Spielers Patrick Weidinger, der in letzter Zeit mehr Energie ins Nachtleben als ins Training steckt. Um sich im Verein zu beweisen, muss Karo einen Zugang zu Patrick finden. Dabei darf sie zwei Dinge nicht aus den Augen verlieren: ihr Ziel - und ihr Herz."

Die Geschichte

Karoline Maus hat es geschafft - endlich hält sie ihre Bachelor-Urkunde in den Händen. Damit kann ihr neues Leben beginnen: Von Bochum zieht sie nur kurz darauf nach Hamburg, wo sie eine Stelle bei einem Unternehmensberater bekommen hat, wohnen wird sie in der WG ihrer besten Freundin. Doch dann der Schock: Der Unternehmensberater hat das Gesetz hintergangen, als sie an ihrem ersten Tag dort erscheint, findet sie nur die Polizei vor. So geht es für Karo wieder ans Bewerbungen schreiben, denn nach Hause zurückkehren möchte sie nicht.
Schließlich bekommt sie einem Job beim Fußball Bundesligisten Eintracht Hamburg einen Job - der sich dann allerdings nur als Fahrdienst und Aufpasser für einen Profi herausstellt, der aktuell aus der Reihe tanzt. Außerdem wird sie allen anderen Angestellten des Vereins als Praktikantin vorgestellt! Wäre da nicht der äußerst niedrige Stand ihres Kontos, hätte Karo sofort abgesagt. Leider hilft es überhaupt nicht, dass Patrick Weidinger, ihr "Schützling", sich ihr gegenüber ausgesprochen unfreundlich verhält und sie während der Trainingszeiten mit Aufgaben wie der Fanpost betraut wird.
Aber Karo ist kein Mensch, der aufgibt: Auch dieser Job kann ein Sprungbrett sein und so arbeitet sich Karo mit Fleiß in die neue Welt ein und schafft es sogar, Patrick Weidinger menschlicher werden zu lassen...

Die Bewertung

Schon das Buchcover samt dem Titel sehen nach "Chick Lit" aus: Wohlfühlliteratur, Sie findet ihn / Er findet sie, ein bisschen Herzschmerz und am Ende ein Happy End.
Natürlich ist Petra Hülsmanns Roman streng genommen diese "Chick Lit", aber hier gibt es eben noch mehr: Wirklich tolle Charaktere, ein flüssiger, humorvoller und angenehmer Schreibstil und kein übertriebenes Drama, keine an den Haaren herbei gezogenen Hindernisse, und das alles in einem realistischen, angenehmen Setting (trotz eines erfundenen Fußballvereins), in dem auch Nebencharaktere zu echten Figuren werden und nicht nur schmückendes Beiwerk, das in den richtigen Momenten die Handlung voranbringt, sondern ihre eigenen Geschichten erzählen. Damit gibt es eine eindeutige Entscheidung:

5 von 5 Punkte

Donnerstag, 31. August 2017

» Im Zelt: Von einem, der auszog, um draußen zu schlafen ; Wigald Boning

"Zelten – da denkt man an Sommerurlaub, romantische Abende am See, an Lagerfeuer, Luftmatratzen und Grillwürstchen. Vielleicht noch an Mücken. Was aber, wenn das Zelt zum Schlafplatz im Alltag wird? Und zwar über Herbst und Winter hinweg, bei Wind und Wetter, über 200 Nächte am Stück? Wigald Boning probiert es aus. Er sagt Matratze und Federbett ade und schläft draußen: auf Campingplätzen und in Flussbetten, auf Häuserdächern und Balkonen, am Strand und auf Parkbänken. Was er dabei erlebt und welcher Traum dabei in Erfüllung geht, erzählt er in diesem Buch."

Die Geschichte

Im Sommer 2015, der (nicht nur) in München außerordentlich heiß war, beschloss Wigald Boning das erste Mal, unter freiem Himmel zu übernachten. Sehr kurzentschlossen übernachtete er nahe der Isar auf einer kleinen Insel, bald Boning-Insel getauft. Aus dieser Idee entstand ein Projekt, in dem der Schauspieler, Komiker und Sportler mehrere Monate lang draußen schlief.
Wigald Boning beschreibt in seinem Buch nicht nur skurrile und abenteuerliche Ereignisse an den verschiedensten Orten der Welt, er beschreibt auch die Ausrüstung, die Probleme und philosophiert darüber, wie man auf so etwas kommt - und wie man dann mit so einem Plan umgeht.

Die Bewertung

Mit sehr intelligenten und vor allem unterhaltsamen Texten unterhält Wigald Boning mit seinen Zelt-Abenteuern. Für jemanden, der es ihm gern nachmachen würde, hat er Tipps und Tricks parat, er berichtet aber auch von Schwierigkeiten, besonderen Momenten und vor allem den Begegnungen - auf Campingplätzen, in der freien Natur, an besonderen Stätten (wie dem Stadion von Werder Bremen). Daneben berichtet er von den vielfältigen Reaktionen, mit denen er sich konfrontiert sah (angefangen über Fragen zur Kälte, zur Hygiene und zum großen "Warum?"). Außerdem nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch den Alltag eines (selbst betitelten) B-Prominenten: Fernsehsendungen, Auftritte des eigenen Programms, sportlicher Alltag und spontane Reisen (nach denen man selbst unbedingt losreisen möchte zu den Shetland Inseln).
Wigald Bonings Buch ist kurzweilig und interessant, gespickt mit dem Humor, den man von ihm aus dem Fernsehen längst kennt.
Meine heimlichen Highlights fußen im Übrigen auf Erinnerungen an die Sendung "Genial daneben", denn Herr Boning benutzt im Zelt beispielsweise einen Reichweitenverlängerer, den es in der Sendung einst zu erraten galt: Vornehmlich für Piloten zur Aufbewahrung des Urins auf langen Reisen...

4,5 von 5 Punkten

Mittwoch, 30. August 2017

» Der Schatten des Windes ; Carlos Ruiz Zafón

"Daniel Semperes Leben im grauen Barcelona der Nachkriegszeit erfährt eine drastische Wende, als er die Schicksalsbahn eines geheimnisvollen Buches kreuzt. Er gerät in ein Labyrinth abenteuerlich verknüpfter Lebensläufe, und es ist, als wiederhole sich vergangene Geschichte in seinem eigenen Leben. Die Menschen, denen er bei seiner Suche nach dem verschollenen Autor begegnet, die Frauen, in die er sich verliebt - sie alle scheinen Figuren in einem grossen Spiel, dessen Fäden erst ganz am Schluss sichtbar werden."

Die Geschichte

1945 wird Daniel Sempere von seinem Vater zum Friedhof der vergessenen Bücher geführt, nachdem er nachts aufwachte und das Gesicht seiner verstorbenen Mutter vergessen hatte. An diesem seltsamen Ort entdeckt Daniel das Buch "Der Schatten des Windes" des Autors Julián Carax, das den 10-jährigen sogleich fesselt und nicht mehr loslässt. Doch es ist nicht einfach nur ein Buch. Daniel, der in einer Buchhandlung lebt und aufgewachsen ist, will mehr von diesem unbekannten Autoren lesen und gerät so in den Strudel der Geschehnisse rund um die verlorenen Bücher des Julián Carax - und mitten hinein in die Gefahr. Wer war dieser Autor? Wer ist die Person, die überall in Buchhandlungen und Bibliotheken einbricht, um die letzten Exemplare der Geschichten in Brand zu setzen und zu vernichten?
Daniels Suche erstreckt sich über Jahre, und manchmal durch Zufall, schließlich jedoch durch gezielte Recherche kommt er Stückchen für Stückchen hinter das große Geheimnis um Julián Carax. Doch im Nachkriegs-Spanien ist nie sicher, wem der junge Mann vertrauen kann.

Die Bewertung

Es ist das erste Buch von Carlos Ruiz Zafón, das ich gelesen habe, und schon während der ersten Seiten fragte ich mich, wie es dazu kommen konnte, dass ich so lange gewartet habe. Das Schlimmste: Halb hatte ich vor, das Buch ungelesen zurück in die Bücherei zu geben - was wäre das für eine Schande gewesen!
Carlos Ruiz Zafóns Schreibstil fesselt von der ersten Seite hinweg in bildgewaltiger, metaphorischer, kluger und ironischer Sprache. Auch wenn ich zuerst nicht richtig wusste, aus welchem Genre das Buch eigentlich stammt, fiel es schwer, es aus der Hand zu legen. Normalerweise habe ich eine instinktive und eigentlich nicht zu erklärende Scheu vor Büchern mit geschichtlichem Hintergrund, aber man muss sich mit der spanischen Geschichte nicht gut auskennen, um mitgerissen zu werden - sie bettet die Geschichte einfach nur ein.
Aus der Perspektive von Daniel Sempere verfolgt der Leser von 1945 an über elf Jahre den Weg des Jungen zur Wahrheit - er kommt von Julián Carax und dem Rätsel um ihn nicht los, wird dabei erwachsen und entwickelt sich. Hinter der Geschichte von Daniel wird die tragische Geschichte von Julián Carax selbst erzählt, bis am Ende des Buchs beinahe alles offenbart ist, und man als Leser mit diesem Gefühl der Zufriedenheit und gleichzeitigen Leere zurückbleibt, wenn ein Meisterwerk zu Ende gelesen wurde. Die Figuren rund um Daniel auf seiner Suche sind wunderbar beschrieben und herausgearbeitet, sie haben Charakter und Einzigartigkeit. Mit am schönsten ist die Sprache Zafóns, sie fesselt einen ebenso sehr wie Daniel Sempere vom Roman im Roman gefesselt wurde. Fein gewoben hat der Autor das Mysterium und bis zum Ende wird der Leser überrascht, was einfach eine Kunst ist. Höchster Lesegenuss und daher

mindestens 5 von 5 Punkten!

Montag, 14. August 2017

» Die Diagnose: Wenn Ärzte zu Detektiven werden - rätselhafte Krankheiten und ihre Ursachen ; Anika Geisler (Hrsg.)


"Eine Schlange im Bauch, ein Zahnstocher in der Leber, ein Ballon in der Luftröhre: Manchmal verbergen sich hinter quälenden medizinischen Beschwerden bizarre Erklärungen. Jede Woche berichten Ärzte im Magazin stern von ihren außergewöhnlichsten Fällen. Die Rubrik »Die Diagnose« gehört zu den beliebtesten Seiten der Zeitschrift. Erstmals zusammengefasst in einem Buch erzählen Mediziner von Patienten, die an rätselhaften Symptomen leiden und deren ungewöhnliche Krankengeschichten dank akribischer Detektivarbeit zu einer überraschenden Auflösung kommen."

Die Geschichte

Anika Geisler sammelt in diesem Band die Berichte verschiedenster Ärzte zu mysteriösen Krankheitsgeschichten und der Weg der Mediziner zur Erkenntnis. Dabei geht es des Öfteren über völlig kuriose Symptome, von denen die Patienten gequält werden, bis hin zu Krankheitsbildern, die auf den ersten Blick eindeutig sind, dann aber zu einer Odyssee führen, wenn es doch nicht ganz so eindeutig ist und erst der richtige Behandlungsweg gefunden werden muss.
In diesem Buch werden die verschiedenen Berichte zusammengetragen, die sonst vom Stern in der Rubrik "Die Diagnose" publiziert werden, sodass man einen interessanten Einblick in die Welt der Mediziner erhält, die man sonst nur von der anderen Seite kennt - und hoffentlich auch nie aus einer so mysteriösen Perspektive.

Die Bewertung

Anika Geisler und andere Autoren haben die Berichte von Medizinern aufgenommen und zusammengetragen. Jeder Bericht ist nur etwa drei Seiten lang, er wird mit einer kurzen Zusammenfassung eingeleitet.
Leider habe ich nach wenigen Berichten aufgehört, diese einführenden Zeilen zu lesen, da sie teilweise irreführend waren und zudem einen gewissen Überraschungseffekt genommen haben.
Zudem waren die Berichte aufgrund ihrer Kürze und der Tatsache, dass sie von Medizinern geschrieben wurden, auch recht nüchtern. Interessant und spannend war es natürlich trotzdem, aber ein bisschen medizinisches Hintergrundwissen wäre in vielen Fällen hilfreich gewesen, um zu verstehen, was genau im Sachverhalt so interessant/kompliziert/erstaunlich/mysteriös gewesen ist. So bleiben am Ende viele kurze Berichte, die auch durchaus kurzweilig waren, aber für jemanden, der im medizinischen Bereich kaum Ahnung hat, war es irgendwann zu viel an Information für eine schöne Lese-Runde.

3 von 5 Punkten

Mittwoch, 9. August 2017

» Legenden der Schattenjäger-Akademie ; Cassandra Clare


"Ohne Erinnerungen muss Simon erneut herausfinden, wer er eigentlich ist. Hat er das Zeug zum Dämonen bekämpfenden Helden - wie ihm seine früheren Freunde Clary und Jace erzählen? Oder ist er doch der bleiche Comicfan, der nicht einmal die Kraft hat, eine Waffe der Nephilim richtig in der Hand zu führen? Und dann gibt es noch Isabelle, an deren Liebe er sich nicht erinnern kann, obwohl es in seinem Bauch kribbelt, immer wenn er an sie denkt. War er wirklich mit diesem tollen Mädchen zusammen, und wenn ja, wie hat er das nur angestellt?"

Die Geschichte


Simon Lewis, ehemaliger Vampir und "Tageslichtler", einer der großen Helden des Krieges. Bloß kann Simon sich daran nicht erinnern, immerhin ist er unter anderem deshalb zum Helden geworden, weil er sich geopfert hat für seine Freunde. Daher der Gedächtnisverlust. Und obwohl Magnus Bane, der große Hexenmeister von New York, schon ein paar Erinnerungen wieder ausgegraben hat, fällt es Simon dennoch schwer, sich wieder in sein Leben einzufinden - unter den immer wieder enttäuschten Blicken seiner Freunde, wenn sie von gemeinsamen Erlebnissen erzählen und er nichts davon weiß. Da ist ja beispielsweise die umwerfende Isabelle, die angeblich seine Freundin gewesen ist. Liebt sie denn wirklich ihn oder diesen anderen, heldenhaften Simon?
Weil die Reihen der Schattenjäger durch den Krieg jedoch so dezimiert sind, wird die legendäre Schattenjäger-Akademie wieder eröffnet: den Kindern der Nephilim für eine exzellente Ausbildung und Sterblichen, damit sie am Ende der Ausbildung aus dem Kelch der Engel trinken können, um zu aszendieren: Um echte Schattenjäger zu werden.
Für Simon ist es die Chance, seine Erinnerungen zurück zu bekommen und vielleicht wieder zu der Person zu werden, die alle in ihm sehen. Doch er begegnet an der Akademie auch vielen Widerständen, denn die Nephilim sind gegenüber Sterblichen und Schattenweltlern (und dass er ein Vampir war, weiß Simon ja) nicht gerade aufgeschlossen.
In zehn Geschichten wird Simons Weg zum Schattenjäger beschrieben - und daneben auch über viele andere bekannte Personen des Schattenjäger-Universums erzählt.

Die Bewertung

Nach sechs Büchern über Clary und ihren Weg in die Welt der Schattenjäger, den Kampf gegen Valentin und Sebastian Morgenstern und ihre Liebe zu Jace, kommt jetzt mit zehn Kurzgeschichten der Moment, in dem ihr bester Freund Simon in den Mittelpunkt rückt. Selbstironisch, witzig, und sehr irdisch erzählen die Geschichten von seiner Zeit an der Schattenjäger-Akademie. Das alles wäre schön und gut und sicherlich sehr kurzweilig. Es würde jedoch keine 800 Seiten rechtfertigen.
Was das Buch zu einem Bonbon der Schattenjäger-Welt von Cassandra Clare macht, die ja nicht müde wird, in dieser immer neue Geschichten zu spinnen, sind die vielen Momente mit altbekannten Gesichtern, über die man ganz Neues erfährt (beispielsweise Tessa, Jem und Will aus den "Chroniken der Schattenjäger") oder Figuren, die erst noch große Rollen spielen werden (die Blackthorns aus "Lady Midnight"). Obwohl Simon fernab seiner Freunde in Idris lernt, ein Schattenjäger zu sein, kommen auch die Lightwoods, Clary und Jace nicht zu kurz, und man wird die ganzen Zeit das Gefühl nicht los, dass einige Figuren vielleicht noch einmal eine größere Rolle spielen werden.
Insgesamt bleibt das Buch natürlich dennoch kurzweilig und unterhaltsam, und erhält dafür

5 von 5 Punkten.

Dienstag, 8. August 2017

» Gray ; Leonie Swann

"Dr. Augustus Huff, Dozent an der berühmten Universität von Cambridge, hat plötzlich ein Problem: einer seiner Studenten ist in den Tod gestürzt. Nur ein tragischer Unfall oder Mord? Augustus vermutet Letzteres, denn das Opfer war alles andere als ein Engel. Ein Mörder im Elfenbeinturm – das darf nicht sein, und so macht sich Augustus, unterstützt von Gray, dem Graupapageien des Verstorbenen, auf die Suche nach dem Täter. Der Vogel erweist sich aber als vorlautes Federvieh, und zuerst stolpert Augustus von einem Fettnäpfchen in das nächste. Doch schon bald ist es Gray, der die richtigen Fragen stellt und Augustus begreift: nur gemeinsam können sie es schaffen, diese harte Nuss von einem Fall zu knacken."

Die Geschichte

Es ist Prüfungszeit in Cambridge und das größte Problem, dass Dr. Augustus Huff gerade vor sich hat, ist die verflixte achte Seite seines Aufsatzes. Acht ist keine gute Zahl.
Dann jedoch kommt ein Schüler zu Tode, dessen Tutor Augustus war, und der scheue Dozent, der sich eigentlich von den meisten Menschen lieber fern hält (schon allein, weil sein Ordnungstick und seine anderen "Marotten" immer skeptisch beäugt werden), scheint als einziger zu hinterfragen, ob dies wirklich ein Unfall gewesen ist: Elliot Fairbanks war ein geübter Kletterer. Wäre er wirklich einfach so abgestürzt?
Ehe sich Augustus versieht, beginnt er zu ermitteln - und zu allem Überfluss auch noch mit dem Graupapageien Gray auf der Schulter. Der Vogel des Verstorbenen, der ein ungewöhnliches Sprachvermögen hat, bringt ihn schnell von einem Fettnäpfchen ins andere, was für einen Menschen wie Augustus schwer zu ertragen ist. Dennoch: Dieser Fall ist unordentlich, und Augustus kann Unordnung nicht leiden. Er geht der Sache mit einem vorlauten, anhänglichen Papageien auf die Spur...

Die Bewertung

Leonie Swanns Schafskrimis habe ich bereits vor einigen Jahren gelesen und ihre Originalität geliebt. Jetzt habe ich ihren neuesten Krimi bekommen, der auch dieses Mal nicht auf tierische Unterstützung verzichtet. Dieses Mal ermittelt jedoch ein Mensch (ein außerordentlich schräger und zugleich sehr sympathischer noch dazu) und wird dabei von einem Graupapageien unterstützt, der durch einen Todesfall auf einmal herrenlos ist. Wobei man natürlich bei einem vorwitzigen, sprachbegabten Papageien mit einem untrüglichen Gespür für schlechtes Timing nur schwer von einer Unterstützung für Dr. Augustus Huff sprechen kann, der sich sonst stets bemüht, aufsehenerregende Situationen zu meiden.
Das Buch beginnt verhältnismäßig ruhig und ebenso wie Augustus befindet man sich plötzlich in der Untersuchung von Elliots Todesfall.
Man könnte Punkte abziehen für die ersten Seiten, auf denen nicht viel mehr passiert als das Kennenlernen von Augustus Huff. Mir hat das behutsame Herantasten an diese ungewöhnliche Charaktere, sowohl den Doktor als auch den Papageien, gefallen, und auch wenn es kein Krimi der düsteren skandinavischen Sorte oder rasant und voller Action ist, hat Leonie Swann in meinen Augen einen ausgesprochen gelungen Kriminalroman geschrieben. Zudem: Beinahe hätte ich auch gern einen Gray auf meiner Schulter sitzen.

5 von 5 Punkten

Montag, 31. Juli 2017

» Die Widerspenstigkeit des Glücks ; Gabrielle Zevin

"Amelia ist Verlagsvertreterin und lernt dabei die eigenwilligsten Buchhändler kennen. Genau so einer ist A. J. Fikry. In seinem Herzen haben nur turmhohe Bücherstapel Platz. Bis er einen ungebetenen Gast entdeckt: Eines Morgens sitzt die zweijährige Waise Maya in der Kinderbuchecke seiner Buchhandlung. Gegen seinen Willen nimmt sich A. J. des kleinen Mädchens an, das sein Leben kurzerhand auf den Kopf stellt. Und auch Amelia wird er nicht so schnell vergessen können…"


Die Geschichte

Auf Alice Island lebt A.J. Fikry nach dem Tod seiner Frau allein über seiner Buchhandlung: Ein zynischer Mensch, der keinen Anschluss an die Bewohner der Insel sucht: Er verbringt seine Tage in der Buchhandlung, ernährt sich von Fertig-Tiefkühlgerichten und trinkt danach regelmäßig genug, um einfach besinnungslos umzukippen. Verwunden hat er den Tod seiner Frau nicht.
Dann geschieht etwas, das sein einsames Leben gehörig auf den Kopf stellt: Kurz nachdem der "Tamerlane", eine extrem wertvolle seltene Ausgabe mit frühen Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe, gestohlen wird, wird ein zweijähriges Kind in seiner Buchhandlung ausgesetzt: Maya, um die er sich bitte kümmern soll. Gegen seinen Willen behält A.J. die Kleine über das Wochenende bei sich, bis feststeht, dass sich die Mutter des Kindes umgebracht hat. Zur Überraschung der ganzen Insel behält A.J. Maya danach jedoch bei sich: Sie hat sein Herz auf eigentümliche Weise berührt und erwärmt.
Dieses eine Ereignis stellt A.J.s Leben völlig auf den Kopf: Auf einmal findet er Anschluss auf der Insel, immerhin will er nicht, dass Maya isoliert aufwächst. Und die Verlagsvertreterin Amelia, die er beim ersten Kennenlernen (vor Maya) noch schroff behandelt hat, schleicht sich in sein Herz...

Die Bewertung

"Die Widerspenstigkeit des Glücks" von Gabrielle Zevin ist eines dieser Bücher, bei dem sich die Hauptfiguren klammheimlich in das Herz schleichen. Sie sind so anders und echt, dass man gar nicht anders kann, als sie zu lieben.
Außerdem ist dies das Buch für Bücherliebhaber, denn neben der Geschichte von einem kauzigen Buchhändler (oh, wie gerne würde ich dort arbeiten!) gibt es zwischen jedem Kapitel eine kleine Buchzusammenfassung, die A.J. für Maya schreibt. Was gibt es eigentlich Schöneres als Bücher über Bücher und Bücherliebhaber?
Mit Maya verändert sich das Leben des Eigenbrötlers und es ist eine Freude zu lesen, wie A.J. sich entwickelt und wie aus einer Geschichte über eine plötzliche Familie eine Liebesgeschichte wird. Vermutlich wird dieses Buch ein Geheimtipp bleiben, aber für mich ist es eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Eine wahre Freude!

5 von 5 Punkten!

» Ich bin Paul ; Patrick Hinz

"„Willst du mich heiraten?“ Auf diese Frage gibt es nur eine richtige Antwort – und „Ich liebe dich nicht mehr“ ist es eindeutig nicht! Also verläuft Pauls Abend deutlich anders, als geplant: Statt selig mit Louise zu kuscheln, sitzt er auf einer Parkbank und grübelt. Wie konnte es soweit kommen? Paul denkt an den kleinen, dicken Jungen, der er einmal war. Daran, wie er zu dem Mann wurde, der er heute ist. Und natürlich fragt er sich auch, was nun werden soll. Nur eins ist klar: Aufgeben gilt nicht! Also beschließt Paul, für sein Glück zu kämpfen – doch das stellt sein Leben erst recht auf den Kopf!"

Die Geschichte

Es sollte der schönste Abend werden: Der Abend, an dem Paul seiner Louise einen Heiratsantrag bei ihrem Lieblings-Italiener macht. Er fällt aus allen Wolken, als sie Nein sagt: Sie liebt ihn nicht mehr. Es gibt einen anderen.
So sitzt Paul schließlich im dunklen, kalten Park auf einer Bank und fängt an darüber nachzudenken, wie es nur so weit kommen konnte. Er denkt zurück an den Erwachsenen im Körper eines kleinen, pummeligen Jungen, der es schwer in den ersten Jahren seiner Schulzeit hatte: Ein wortgewandter Streber, der nicht so recht Anschluss finden konnte, wenn man von dem Jungen im Rollstuhl absah, mit dem auch niemand befreundet sein wollte. Er denkt an seine Familie zurück und verliert sich in Erinnerungen, während er die Frage verdrängt, was nun - ohne Louise - eigentlich werden soll. Wie wurde der kleine dicke Paul zu dem Paul heute - und was muss der Paul heute tun, damit es jetzt auch weitergeht?

Die Bewertung

Am besten an diesem Buch hat mir die Erzählweise aus Pauls Perspektive gefallen: Wortgewandt, witzig, anders. Auf zwei Ebenen wird die Geschichte erzählt: Im Jetzt, wie Pauls Heiratsantrag abgelehnt wird und was daraufhin passiert, und in der Vergangenheit, in der Paul von seiner Einschulung an Revue passieren lässt, was die wichtigen Stationen im Erwachsen werden waren. Nach und nach lernt der Leser Paul kennen und verstehen und sieht dabei zeitgleich, wie aus all dem der heutige Paul wurde.
Einen Punkt Abzug gibt es dabei für den leicht widersprüchlichen Charakter von Paul, oder einige seiner Sichtweisen. Denn obwohl er stets behauptet, anders zu sein, dreht er sich doch in allem, was er tut, egozentrisch um sich selbst - obwohl er dies in einer gewissen Arroganz anderen vorwirft. Das konnte ich nicht gut leiden, auch wenn der Schreibstil und die Kunst, eine Geschichte über einen so kurzen Zeitraum zu erzählen, doch für weitere Punkte sorgt. Es ist ein schönes Buch für Nebenher; und der Schreibstil überzeugt definitiv.

4 von 5 Punkten.

» Rote Grütze mit Schuss ; Krischan Koch (Thies Detlefsen #1)

"Ein ermordeter Biobauer, eine verschwundene Ehefrau, Brandstiftung und Erpressung: Dorfpolizist Thies Detlefsen hat auf einmal alle Hände voll zu tun. Und das im bisher so friedlichen Fredenbüll in Nordfriesland, wo es mehr Schafe (600) als Einwohner (176) gibt! "Dat is jetz'n büschen viel auf einmal." Gott sei Dank naht Hilfe in Gestalt der attraktiven Nicole Stappenbek von der Kieler Mordkommision. Gemeinsam rücken sie dem Bösen zu Leibe..."

Die Geschichte

Thies Detlefsen, dem Polizisten von Fredenbüll an der Nordsee, sitzt der Rotstift aus Kiel gehörig im Nacken: Aber was soll er machen, wenn in Fredenbüll außer Falschparkern und zu schnell fahrenden Wochenend-Gästen einfach nichts los ist? Da ist es kein Wunder, dass er gleich einen Mord wittert, als man die Leiche von Brodersen, dem ansässigen Bio-Bauern, in dessen eigener Mähmaschine entdeckt. Als zur gleichen Zeit die hübsche Swaantje Ketels verschwindet, bekommt Thies einiges zu tun - und Unterstützung aus Kiel in Person von Nicole Stappenbek, die zuerst recht skeptisch die "Kriminalfälle" mit ihm angeht.
Dann jedoch kommt der Bericht des Pathologen aus Kiel, der Thies' Ahnung bestätigt: Brodersen wurde erschossen! Wer könnte der Täter sein? Mit der Unterstützung des halben Dorfs beginnen die beiden zu ermitteln...

Die Bewertung

Krischan Kochs Küsten-Krimi ist ein Sammelsurium skurriler, aber liebenswerter norddeutscher Charaktere, angefangen von Polizist Thies mit seinem Kuhblick, wenn es ernst wird (oder er verwirrt ist), die Stammbesetzung von "De Hidde Kist", der Imbissstube in Fredenbüll: Wirtin Antje und ihr vegetarischer Hund Susi, Postbote Klaas, der zwischendurch Thies beim Verhör assistiert, oder auch Bounty, der Alt-Hippie, der in seiner Hütte Marihuana anbaut, was Thies irgendwie stets entgeht.
Ab und zu bekommt der Leser einen Einblick in das Geschehen, das zu den Ermittlungen von Thies und Nicole Stappenbek führt, aber dennoch ist man sich nie so ganz sicher, ob man wirklich durchschaut hat, welcher skurrilen Ereignisse nun zu den Todesfällen geführt haben und wer nun eigentlich der Täter ist. 
Obwohl ich normalerweise nicht der größte Krimi-Leser bin, gehört die Thies Detlefsen-Reihe von Krischan Koch doch zu meinen Lieblingen: Die Charaktere sind so liebevoll gezeichnet und ausgeschrieben, dass es beinahe der echte Bericht aus Fredenbüll sein könnte - wären die Mordfälle nicht gleichermaßen völlig verrückt. Das Buch ist unterhaltsam und voller Wendungen, mit denen man nicht rechnet.
Besonderes Bonbon: Das Hörbuch wurde von Bjarne Mädel eingesprochen und gibt dem Ganzen noch mal eine extra Portion nordischen Charme!

5 von 5 Punkten!

Donnerstag, 27. Juli 2017

» Die unsichtbare Bibliothek ; Genevieve Cogman (#1)

"Die unsichtbare Bibliothek - ein Ort jenseits von Raum und Zeit und ein Tor zu den unterschiedlichsten Welten. Hier werden einzigartige Bücher gesammelt und erforscht, nachdem Bibliothekare im Außendienst sie beschafft haben. Irene Winters ist eine von ihnen. Ihr aktueller Auftrag führt sie in ein viktorianisches London, wo eine seltene Version der Grimm'schen Märchen aufgetaucht ist. Doch was als einfacher Einsatz beginnt, wird nur allzu schnell ein tödliches Abenteuer, denn Irene ist nicht die Einzige, die hinter dem Buch her ist. Und die anderen Interessenten gehen über Leichen, um zu bekommen, was sie wollen..."

Die Geschichte

Irene ist gerade erst von einer Mission zurück in die unsichtbare Bibliothek gekommen, ihren Arbeitsplatz, der zeitlos zwischen allen Welten liegt, als sie einen neuen Auftrag bekommt - und einen Lehrling an ihre Seiten. Gemeinsam mit Kai soll sie in einem viktorianischen London eine Ausgabe der Grimm'schen Märchen finden. Das scheint jedoch schwieriger zu sein als gedacht, denn als sie dort ankommen, erfahren sie, dass das Buch gestohlen wurde. 
Ehe sie es sich versehen, sind Irene und Kai in einen Kampf hineingezogen worden, in dem erst nach und nach klar wird, wer überhaupt gegeneinander kämpft. Denn jede Welt ist anders, sodass sie hier erst herausfinden müssen, wer zwischen Vampiren, Werwölfen und den Elfen aus Liechtenstein auf welcher Seite steht.
Gemeinsam mit einem Privatdetektiv machen sich die beiden auf die Suche nach dem Buch, während Irene versucht, Kai schnell in diese Arbeit anzulernen: Denn manchmal stehen die Ziele der Bibliothek über dem, was das eigene Moralempfinden als richtig empfindet...



Die Bewertung

Zuallererst: Ich möchte wirklich gern für die unsichtbare Bibliothek arbeiten.
Und dann: Dies ist ein Fantasy-Buch, das anders ist. Toll anders: Genevieve Cogman hat man der unsichtbaren Bibliothek eine Welt erschaffen, die keinem anderen Buch gleicht, und dabei fasziniert. Irene ist eine Hauptfigur, mit der man irgendwie erst warm werden muss: Man lernt sie nur langsam kennen. Dennoch: Das Buch ist eine Empfehlung für jeden, der Fantasy-Bücher liebt, aber endlich mal etwas anderes lesen möchte als das typische Schema. Außerdem ist es wortgewandt geschrieben und unglaublich intelligent. Es fasziniert, das viktorianische London kennenzulernen und auch nach der Hälfte des Buchs hat man noch das Gefühl, erst einen Bruchteil über die unsichtbare Bibliothek zu wissen: Das könnte frustrieren, aber tatsächlich passt das einfach so sehr zu ihr, dass es einen nur ein wenig stört: Gerade genug, um voller Neugierde weiterzulesen.
Das Beste ist, dass noch weitere Bände erscheinen werden: Und darauf freue ich mich!

5 von 5 Punkten

» Die Eismacher ; Ernest van der Kwast

"Wenn Liebe auf der Zunge zergeht. 
Im Norden Italiens, inmitten der malerischen Dolomiten, liegt das Tal der Eismacher, in dem sich die Einwohner auf die Herstellung von Speiseeis spezialisiert haben. Giuseppe Talamini behauptet gar, die Eiscreme wurde hier erfunden. Und er muss es wissen, schließlich haben sich die Talaminis seit fünf Generationen dieser Handwerkskunst verschrieben. Jedes Jahr im Frühling siedeln sie nach Rotterdam über, wo sie während der Sommermonate ein kleines Eiscafé betreiben. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt: zartschmelzendes Grappasorbet, sanftgrünes Pistazieneis, zimtfarbene Schokolade. Dennoch beschließt der ältere Sohn Giovanni, mit der Familientradition zu brechen, um sein Leben der Literatur zu widmen. Denn er liebt das Lesen so sehr wie das Eis. Bis ihn eines Tages sein Bruder aufsucht: Luca, der das Eiscafé übernommen hat, ist inzwischen mit Sophia verheiratet, in die beide Brüder einst unsterblich verliebt waren. Und er hat eine ungewöhnliche Bitte …"

Die Geschichte

Giovanni ist ein leidenschaftlicher Liebhaber der Poesie und hat es zum Leiter des Rotterdamer Literaturfestivals geschafft. Eine Leistung, auf die andere Familien vielleicht stolz wären, wäre Giovanni Talamini nicht der Sohn eines Eismachers - und vorgesehen gewesen, die Eisdiele zu übernehmen. Die Familie Talamini ist eine der vielen italienischen Familien, die jeden Sommer in den Niederlanden verbringen und Eis verkaufen. Der Winter ist ihr Sommer, wenn sie sich von den langen Monaten in der Eisdiele erholen.
Giovannis jüngerer Bruder Luca musste nach Giovannis Entscheidung, studieren zu gehen, allein die Eisdiele übernehmen, während auch seine Eltern weiter dort schuften. Luca spricht seitdem kein Wort mehr mit seinem Bruder, der allerdings sowieso durch die Welt reist und ein ganz anderes Leben führt als seine Familie. 
Dann kommt sein Bruder jedoch mit einer Bitte auf ihn zu: Seine Frau Sophia kann keine Kinder von ihm bekommen. Bringt dieser Wunsch Giovanni seiner Familie wieder näher?

Die Bewertung

Ich könnte wahnsinnig viel über dieses Buch schreiben. Vordergründig ist es Giovannis Geschichte: Wie er sich von seiner Familie entfernte und wie sie vielleicht wieder zusammenfinden mögen. Eine Geschichte von italienischen Sturköpfen und Traditionen, die einen Beruf (oder eine Berufung?) beleuchtet, die so nah von uns passiert und uns doch so fremd ist. 
Es ist aber mehr, denn Giovanni erzählt neben seiner Geschichte auch die seines Vorfahrs Giuseppe, der einst die Kunst der Eiscreme in sein italienisches Dorf brachte, als man noch jeden Morgen auf den Berg steigen musste, um Eis zu sammeln, um damit Eiscreme herzustellen. Es ist eine ungewöhnliche, berührende Familiengeschichte mit einem Schreibstil, der frischen Wind hereinwehte und Anekdoten aneinander reiht, bis sie eine Geschichte ergeben: Das Buch beginnt mit Betty Heidler, der ehemaligen Weltrekordhalterin aus Deutschland, einer Hammerwerferin, und den Wirbel, den sie in die Familie Talamini bringt. 
"Die Eismacher" ist ungewöhnliche, aber wunderschöne Lektüre und unbedingt zu empfehlen - auch wenn man Gefahr läuft, unbedingt den ein oder anderen Eisbecher zu essen...

5 von 5 Punkten!

Samstag, 24. Juni 2017

» Drei mal wir ; Laura Barnett

"Eva und Jim sind neunzehn und Studenten in Cambridge, als ihre Wege sich 1958 zum ersten Mal kreuzen. Eine Fahrradpanne führt die beiden zusammen. Was dann passiert, wird den Rest ihres Lebens bestimmen. Wir folgen drei unterschiedlichen Versionen ihrer Zukunft, zusammen und getrennt. Sehen Eva dabei zu, wie sie eine berühmte Schriftstellerin wird. Und Jim, wie er für die Kunst seinen Beruf als Anwalt hinter sich lässt. Wir sehen Partner kommen und gehen, reisen mit ihnen nach London, New York und Los Angeles. In all den Jahren nimmt ihre Liebe immer wieder ungeahnte Wege, von den ersten drei Treffen bis hin zum Finale: Drei Liebesgeschichten, ein Paar."

Die Geschichte

Es beginnt in Cambridge mit einer Fahrradpanne. Eva ist es, die diese Panne erleidet, und Jim, der zufällig vorbei kommt, möchte helfen.
Ab hier folgen wir den beiden auf drei unterschiedlichen Wegen durch ihr Leben: Eva, die für Jim ihren Freund verlässt, die ihn ermutigt, das Jurastudium für die Kunst hinter sich zu lassen, die zu schreiben beginnt. 
Aber auch Eva, die Jim kaum eines weiteren Blickes würdigt und wenig später ihren Freund David heiratet, den es auf die Bühnen der Welt zieht - ein Leben, das sie auch nach New York ziehen lässt, während Jim, dessen Leben von Eva nicht berührt wurde, Anwalt wird und schließlich seine Mutter pflegen muss.
Und wir folgen Eva und Jim, die eine kurze, glückliche Zeit miteinander verleben, bevor eine Schwangerschaft von ihrem ehemaligen Freund David Eva dazu zwingt, Jim zu verlassen und David zu heiraten - damit Jim seine Zukunft nicht für ein Kind opfern muss, das nicht seines ist.
Von hier an folgt die Geschichte den drei Versionen von Eva und Jim, eines Paares, das für den Leser unweigerlich zusammengehören muss - auf den Wegen durch London, Paris, New York, Bristol, Rom und vorbei an Bekannten, Freunden und Familien, die immer wieder auftauchen...


Die Bewertung

Es ist beinahe ein Epos, diese Geschichte von Eva und Jim. Eigentlich ist es ganz simpel: Eva und Jim gehören zusammen, irgendwie. Mit großer Kunst führt die Autorin durch die drei Lebenswege der Protagonisten, besonders faszinieren dabei die vielen Ereignisse, die in jeder Version vorkommen, als hätte das Schicksal einen Rahmen vorgegeben, in dessen weiten Möglichkeiten wir uns bewegen. Die Geschichte führt den Leser zudem durch das gesamte Leben der beiden und zeigt die vielen, vielen Möglichkeiten auf, die nur eine einzige Entscheidung ausmachen können. Es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen, auch wenn man bei jedem Wechsel zwischen den drei Teilen kurz rekapitulieren muss, an welcher Stelle sich nun Eva und an welcher Stelle sich Jim befindet. Dann ist man wieder mitten drin, folgt ihnen und ihren Partnern, Kindern und Freunden und all den Fixpunkten über die Versionen hinweg.
Nebenher wird man vom Jahr 1958 in die Gegenwart geführt, erlebt mit, wie sich die Zeiten ändern, erlebt verschiedenste Charaktere und wie sie das Leben beeinflussen können, nie, ohne dass man sich selbst fragt, was eine kleine Entscheidung wohl alles ausmachen mag und wie viele Versionen von einem selbst es hätte geben können. Denn eines ist klar: Es gibt viele Wege, aber eigentlich gibt es nur ein Ziel, Eva und Jim bleiben sich treu, auch wenn es in der einen Version viel mehr Umwege geben mag als in der anderen.
Laura Barnetts Debüt war im Sommer 2015 ein Hochgenuss, und jetzt war es für mich ein Ausflug in eine ausgetüftelte Geschichte voller Facetten und Überraschungen, noch dazu mitreißend geschrieben.

5 von 5 Punkten.

Dienstag, 20. Juni 2017

» Meilenweit für kein Kamel ; Bernhard Hoëcker & Tobias Zimmermann

"Die verrückteste Rallye der Welt.
Ist es eine gute Idee, mit einem 20 Jahre alten Auto 6500 Kilometer vom beschaulichen Allgäu in die jordanische Wüste zu gondeln? Bernhard Hoëcker meinte: Ja! Zusammen mit seinem Freund Tobias Zimmermann stürzte er sich in ein irrwitziges Unterfangen – die Allgäu-Orient Rallye: Fest stand das Ziel (Amman), der Siegpreis (ein Kamel) – und welche Straßen NICHT benutzt werden durften: alle Verkehrswege, die ein reibungsloses Fortkommen garantierten. Ein Abenteuerbericht voll witziger Begebenheiten, absurdem Wissen und skurriler Reiseimpressionen aus Okzident und Orient."
 

Die Geschichte

Einmal im Jahr findet die Allgäu Orient Rallye statt, bei der in Autos, die mindestens 20 Jahre alt sind oder nachgewiesen nicht mehr Wert als etwa 1000,00 EUR wert sind, die Strecke vom Allgäu in den Orient abgefahren wird - mit verschiedenen Auflagen und Aufgaben, außerdem dem verlockenden Preis von einem Kamel für den Sieger. Gemeinsam mit fünf Freunden machte sich Komiker Bernhard Hoëcker in drei Autos auf den Weg: Gegründet war das Team StaubMaul, das auf den Nebenstraßen der Welt den Weg antrat, denn die Autobahnnutzung ist verboten. Es müssen nicht alle Autos ins Ziel kommen, wohl aber alle Fahrer - und im Ziel werden die Autos dann für einen guten Zweck gespendet. Übernachtet werden darf nur da, wo pro Person nicht mehr als 10 EUR investiert werden muss - und natürlich ist es verboten, mit einem Navigationsgerät den Weg zu finden.
Eine Menge Regeln, ein großer Haufen Vorbereitungen und dann ist es schließlich so weit: Das Team StaubMaul macht sich auf den Weg. Unterwegs muss pro Land von einem Einheimischen der Text der Nationalhymne oder die Partitur aufgegabelt werden, später auf der Reise warten noch weitere Aufgaben auf die Rallye-Teilnehmer. Von den Abenteuern der sechs Reisenden liest man in diesem Werk von Bernhard Hoëcker.

Die Bewertung

Es ist ein Reisebericht der besonderen Art - zum einen, weil es eine ungewöhnliche, spannende Reise ist, und zum anderen, weil Bernhard Hoëcker gemeinsam mit Tobias Zimmermann in unverkennbarer Weise davon berichtet - meist abwechselnd beschreiben sie den Verlauf eines Tages, scheuen sich jedoch nicht davor, sich gegenseitig mit Anmerkungen zu unterbrechen. Es ist zeitweise, als würde man einem Schlagabtausch lauschen.
Sie berichten von den Herausforderungen der Reise, den Aufgaben unterwegs und der steten Suche nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit. Dies alles ist von Bernhard Hoëcker in gewohnt humoristischer Manier beschrieben, sodass aus einem einfachen Reisebericht ein Blick hinter die Kulissen einer Rallye und ein faszinierender Einblick in fremde Kulturen wird. Denn natürlich führen die diversen Aufgaben unterwegs dazu, dass das Team StaubMaul nicht einfach nur Länder durchquert, sondern ins Gespräch kommt.

5 von 5 Punkten.

Sonntag, 4. Juni 2017

» Die Bücherfreundinnen ; Jo Platt

"Alice, Miriam, Sophie und Abigail sind die besten Freundinnen. Sie lachen zusammen, und sie lesen zusammen. Einmal im Monat trifft sich ihr Buchclub. Doch eine fehlt - Lydia. Vor drei Jahren starb sie an Krebs. Ihr letzter Wunsch an die Freundinnen: Ihr Mann sollte in den Club aufgenommen werden, seitdem ist Jon bei jedem Treffen dabei. Die Freundschaft hat allen fünf geholfen, mit dem schweren Verlust fertigzuwerden. Nur Alice ist nicht glücklich. Eine Dating-Katastrophe jagt die nächste. Kein Mann scheint richtig zu sein für die Innenarchitektin. Ihre Freundinnen sind fest entschlossen, Alice zu ihrem Glück zu zwingen, denn sie ahnen, dass es näher liegt, als Alice sich
eingestehen will."

Die Geschichte

Alice und ihre Freundinnen pflegen seit einigen Jahren einen Buchclub: Jeden Monat treffen sie sich bei einem von ihnen und diskutieren über ein Buch. Dass es bei den Treffen vornehmlich darum geht, auch über ihre Leben zu diskutieren, versteht sich von selbst. Früher gehörte auch Lydia hinzu, Alice' College-Freundin, doch seit ihrem Tod ist es ihr Mann Jon, der die Runde komplettiert.
Als beim letzten Treffen wieder einmal auf Alice' erfolgloses Liebesleben zurückkommen, verspricht diese, die Kuppelversuche ihre Freunde ernst zu nehmen. Dies führt zu einem Treffen mit Hugh, dem Pathologen, der sie mitten auf ein Schlachtfeld von Mittelalterfreunden führt. Dies führt jedoch auch zum Kennenlernen von Stephen, der Alice gut zu tun scheint.
Darum herum ist jedoch auch das Leben ihrer Freunde in Bewegung: Jon trifft sich zum ersten Mal seit Lydias Tod mit jemandem (und verheimlicht es Alice), Miriam fühlt sich nur noch als Mutter wahrgenommen, was ihrer Beziehung zu Craig nicht gut tut, und als Alice' Kollegin Sophie unerwartet kündigt, weiß Alice gar nicht mehr, an welcher Stelle sie anfangen soll...

Die Bewertung

Jo Platts "Die Bücherfreundinnen" befindet sich seit gefühlten Ewigkeiten in meiner Spotify-Bibliothek, das Buch selbst musste jedoch auf dem "Gerade zurückgegeben" Stapel in der Bücherei landen, damit ich es endlich zu lesen begann.
Und es war eine gute Entscheidung! Der Roman ist herrlich erfrischend, kurzweilig und liebevoll gespickt mit interessanten, unterschiedlichen Figuren. Auf den ersten paar Seiten braucht es ein bisschen, bis man die vielen Namen auseinander halten kann, aber dann ist man schon mittendrin in der Geschichte um Alice, die Innenarchitektin, Single, das Mitglied des Buchclubs, das die Bücher meistens nicht komplett gelesen hat. Aus ihrer Perspektive erlebt man ihren Berufsalltag, Dating-Verwicklungen, die Beziehung zu ihrem Freundeskreis und ihrem verwitweten Vater und ist direkt abgetaucht in die Geschichte.
Besonders angenehm war an diesem Buch, dass man zwar schon früh bestimmte Entwicklungen vorausahnen konnte, aber dennoch viel Freude hatte, sie dann lesend zu entdecken. Und die eine oder andere Überraschung behielt das Buch trotzdem auch noch bereit. "Die Bücherfreundinnen"war für mich ein echtes Wohlfühlbuch, das absolut zu empfehlen ist!

5 von 5 Sternen!

Dienstag, 30. Mai 2017

» Anything for Love ; Sarah Dessen

"Dass Sydneys Leben auf den Kopf gestellt wird, nur weil sie eine Pizzeria betritt, hätte sie nicht für möglich gehalten. Doch so, wie es im Moment läuft, kann ihr Leben einige Änderungen gut gebrauchen. Ihr Grundgefühl: unsichtbar. Denn zu Hause dreht sich alles nur um ihren Bruder, weil er betrunken einen Jungen angefahren hat und nun im Gefängnis sitzt. Dass ihre Mutter seine Schuld an dem Unfall ignoriert, macht die Sache nicht leichter für Sydney. Bis sie in der Seaside Pizzeria Mac und Layla kennenlernt, deren Familie so ganz anders ist als ihre: chaotisch und warm, laut und liebenswert. Unvoreingenommen wird Sydney willkommen geheißen. Und wenn Mac sie ansieht, fühlt sie sich alles andere als unsichtbar …"

Die Geschichte

Sydney war noch nie die auffälligste Person, denn ihr Bruder Peyton ist es, der charismatisch ist und den alle mögen. Seit er jedoch zu einem Gefängnisaufenthalt verurteilt wurde, weil er betrunken einen Jungen angefahren hat, steht ihre Familie auf dem Kopf. Ihre Mutter scheint nicht zu sehen, dass Peyton sehr wohl allein verantwortlich ist für das, was geschehen ist, ihr Vater stürzt sich weiter in seine Arbeit. Sydney wechselt auf die öffentliche High School, weil sie weiß, wie viel die Verteidigung ihres Bruders kostet: hier ist sie nun wirklich allein.
Als sie nach ihrem ersten Schultag jedoch spontan eine Pizzeria betritt, ändert sich sozusagen alles. Dort lernt sie Layla und ihre Familie kennen, die sie nicht nur in ihre Clique integrieren, sondern sie auch davor bewahren, an den Nachmittagen nach Hause zu müssen. Denn in der Abwesenheit ihrer Eltern ist dort oft Ames, der beste Freund ihres Bruders, in dessen Gegenwart sich Sydney sehr unwohl fühlt.
Zum ersten Mal fühlt sich Sydney nicht mehr unsichtbar, auch wenn die Situation Zuhause nicht einfacher wird. Sie hat das Gefühl, als Einzige die Schuld für das zu tragen, was geschehen ist. Es ist Laylas Mutter und vor allem Laylas Bruder Mac, der ihr hilft...


Die Bewertung

Sarah Dessens Geschichten gehören beinahe allesamt zu meinen liebsten Büchern, da war es klar, dass ich dieses Werk, dass zwei Jahre nach seiner Veröffentlichung in Amerika endlich auf dem deutschen Markt erschienen ist, haben musste.
Wenn man von Kleinigkeiten absieht, dann ist auch dieses Buch wieder in gewohnter Dessen-Manier ein wunderschönes Buch. Warum aber der Verlag beispielsweise auf die Idee gekommen ist, aus dem englischen "Saint Anything" das deutsche "Anything for Love" zu machen, das in meinen Augen den Inhalt nicht wiederspiegelt, kann ich nicht beantworten.
Abgesehen davon sind die Hauptfiguren, wie eigentlich immer in Dessens Geschichten, liebevoll gezeichnet und sehr lebendig, es ist nicht zuallererst eine Liebesgeschichte, auch wenn diese eigentlich auch immer vorkommt und dann immer schön geschrieben ist. Daneben geht es eben um die komplizierte Beziehung von Sydney zu ihrer Familie, um Einsamkeit, neue Freundschaften und Zukunftsvorstellungen.


5 von 5 Sternen.

» Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt ; Mhairi McFarlane

"Wenn der Bräutigam dich küsst, aber du nicht die Braut bist.
Nach wochenlangen Flirts kommt es zwischen Edie und ihrem Kollegen Jack zu einem Kuss. Dummerweise befinden sich die beiden da gerade auf Jacks Hochzeit und werden zu allem Überfluss auch noch von Charlotte, der frischgebackenen Ehefrau, erwischt. Kurz nach diesem Fehltritt bricht ein fieser Shitstorm über Edie herein. Während Jack den reuigen Ehemann gibt, wird sie zum Sündenbock gemacht. In ihrer Not flieht Edie in ihre Heimatstadt Nottingham. Aber die Gerüchte, Edie habe eine Affäre mit Jack gehabt, reißen nicht ab. Doch zum Glück hat Edie Freunde, die zu ihr halten. Und dann ist da auch Elliot, der ihr zwar gehörig auf die Nerven geht, aber das Herz doch am rechten Fleck hat..."

Die Geschichte

Eine Hochzeit ändert für Edie über Nacht alles: Obwohl sie vorher schon wusste, dass es vielleicht keine gute Idee ist, zur Hochzeit ihrer Kollegen Jack und Charlotte zu gehen, weil sie Gefühle für den Bräutigam hat, wollte sie dennoch eine gute Freundin sein. Nachdem die Braut sie jedoch dabei erwischt hat, wie sie vom betrunkenen Bräutigam geküsst wurde, bricht dank der Brautjungfer ein Shitstorm über Edie los, der sie schließlich dazu zwingt, in ihre Heimat Nottingham zurückzukehren - dankenswerterweise bekommt sie von ihrem Chef den Auftrag, die Autobiografie eines Schauspielers zu schreiben. Leider ist dieser auf den ersten Blick auch nicht gerade sympathisch, sodass Edies Rückkehr in die Heimat noch erschwert wird - denn auch mit ihrer Familie ist nicht gerade alles eitel Sonnenschein.
Doch trotz allem ist Edie nicht allein und so bekommt die verunsicherte Edie einige Unterstützung dabei, wieder auf die Füße zu kommen.


Die Bewertung

Mhairi McFarlanes Schreibstil ist bekanntermaßen toll: Flüssig, witzig, wendungsreich, lebendig. Ihre Geschichten sind selten so, wie sie auf den ersten Blick wirken, sodass ihre Bücher sich nie danach anfühlen, als wären sie nur nach Schema F geschrieben worden.
Der Charakter Edie durchlebt etwas, das einen in der heutigen Zeit mächtig zum Nachdenken bringt: Sie ist es gewohnt, in den sozialen Netzwerken zu leben - und dann ist es ein Fehler, der ihr die Schwachstellen dieses Systems aufzeigt, als plötzlich Gruppen auf Facebook eröffnet werden, in denen fremde Personen öffentlich über sie herziehen.
Bei all diesen Problemen darf man als Leser auch die leichten Momente in Edies Leben sehen: Wie sie Freundschaften kittet, die durch ihr Leben in London eingeschlafen sind. Außerdem erleben wir mit, wie Edie wieder auf die Füße kommt, ihre eigene Stärke entdeckt und einige Lehren aus den Vorfällen zieht: Nicht nur, was die Abhängigkeit von sozialen Medien angeht, sondern auch, was lang eingelebte Fehler im Verhalten irgendwann ausmachen, wenn man sich selbst in Frage stellt.

5 von 5 Punkten.

Mittwoch, 17. Mai 2017

Wenn Bücher auf die Leinwand kommen: Anne with an E

Anne von Green Gables von Lucy Maud Montgomery war eines meiner Lieblingsbücher als Kind.

Die Geschichte von der rothaarigen Waise auf Prince Edward Island, Kanada, durch ihr Leben war wunderbar, ich weiß nicht, wie oft ich die Serie gelesen habe.

Nun hat Netflix das erste Buch zu einer Serie gemacht, sieben Folgen, die seit vergangenem Freitag zu sehen sind: Eine Pilotfolge über neunzig Minuten und sechs weitere Folgen über die üblichen 45 Minuten. Die Synchronisation ist, wie für Netflix üblich, ausgesprochen gut, dennoch habe ich die meisten Folgen auf englisch geguckt.

Für Liebhaber des Buchs ist die Handlung liebevoll umgesetzt, auch wenn es einige "künstlerische Freiheiten" in Form von veränderten Handlungssträngen gibt - die man als Buchliebhaber nur allzu gut kennt, wenn Bücher verfilmt werden.
Optisch ist "Anne with an E" wunderschön anzusehen, die Landschaftsaufnahmen, die Verfilmung der Figuren beinahe liebevoll und auch der Soundtrack ist stimmig. So glaubt man in der ersten Szene beinahe, in einer dramatischen ZDF Rosamunde Pilcher-Verfilmung gelandet zu sein, wird jedoch schon bald in eine zwar alte, aber nicht altbackene Geschichte hineingeführt, denn Anne ist kein Mädchen, das zur Ehefrau und Mutter geboren ist, sie ist ein kluger Kopf und ein selbstbewusstes Mädchen.

Die Geschichte

Marilla und Matthew Cuthbert, ein älteres Geschwisterpaar, möchte einen Jungen adoptieren, der ihnen bei der Arbeit auf Green Gables helfen soll. Doch stattdessen steht plötzlich Anne da, das rothaarige Mädchen, das kaum still zu bekommen ist.
Auch wenn sie eigentlich nicht bleiben soll, schleicht sie sich dennoch in die Herzen der Cuthberts, die sie schließlich in ihre Familie aufnehmen.


Die Bewertung

Netflix hat eine weitere Serie geschaffen, die ein Liebhaberherz erfreut: mit mir unbekannten, aber vor allem treffend besetzten Schauspielern für liebgewonnene Rollen. Der Soundtrack ist wundervoll, die Bilder auch, eigentlich wäre alles gut, wenn...
Wenn da nicht einige Veränderungen in der Handlung wären. Wie gesagt, generell sind Veränderungen nicht unbekannt, man hat sich schweren Herzens an sie gewöhhnt und manchmal, selten, überraschen sie einen auch positiv. An vielen Stellen ist das in "Anne with an E" durchaus auch passiert, nicht alle Veränderungen sind unangenehm. Aber zu Anfang der Geschichte passiert etwas, das nicht gefällt. Anne spielt mit einer Brosche von Marilla, die wenig später verschwunden ist. Marilla, die wusste, wie sehr sie Anne gefiel, verlangte zu gestehen, dass Anne sie hat. Diese gesteht schließlich etwas, das sie nicht getan hat. Im Buch verbietet Marilla ihr die Teilnahme an einem heiß ersehnten Picknick - in der Serie jedoch entscheidet Marilla, dass Anne zurück ins Waisenhaus muss. Daraus entsteht eine Odyssee über Bahnhöfe und Großstädte, bei der auch Matthew, der sich schließlich auf die Suche nach ihr begibt, verletzt wird. Das ist sehr viel Drama, und vor allem schmerzhaftes - das nicht hätte sein müssen.

Sieht man davon ab, ist "Anne with an E" eine echte Empfehlung, auch wenn man die Buchserie nicht kennt.