Dienstag, 30. Mai 2017

» Anything for Love ; Sarah Dessen

"Dass Sydneys Leben auf den Kopf gestellt wird, nur weil sie eine Pizzeria betritt, hätte sie nicht für möglich gehalten. Doch so, wie es im Moment läuft, kann ihr Leben einige Änderungen gut gebrauchen. Ihr Grundgefühl: unsichtbar. Denn zu Hause dreht sich alles nur um ihren Bruder, weil er betrunken einen Jungen angefahren hat und nun im Gefängnis sitzt. Dass ihre Mutter seine Schuld an dem Unfall ignoriert, macht die Sache nicht leichter für Sydney. Bis sie in der Seaside Pizzeria Mac und Layla kennenlernt, deren Familie so ganz anders ist als ihre: chaotisch und warm, laut und liebenswert. Unvoreingenommen wird Sydney willkommen geheißen. Und wenn Mac sie ansieht, fühlt sie sich alles andere als unsichtbar …"

Die Geschichte

Sydney war noch nie die auffälligste Person, denn ihr Bruder Peyton ist es, der charismatisch ist und den alle mögen. Seit er jedoch zu einem Gefängnisaufenthalt verurteilt wurde, weil er betrunken einen Jungen angefahren hat, steht ihre Familie auf dem Kopf. Ihre Mutter scheint nicht zu sehen, dass Peyton sehr wohl allein verantwortlich ist für das, was geschehen ist, ihr Vater stürzt sich weiter in seine Arbeit. Sydney wechselt auf die öffentliche High School, weil sie weiß, wie viel die Verteidigung ihres Bruders kostet: hier ist sie nun wirklich allein.
Als sie nach ihrem ersten Schultag jedoch spontan eine Pizzeria betritt, ändert sich sozusagen alles. Dort lernt sie Layla und ihre Familie kennen, die sie nicht nur in ihre Clique integrieren, sondern sie auch davor bewahren, an den Nachmittagen nach Hause zu müssen. Denn in der Abwesenheit ihrer Eltern ist dort oft Ames, der beste Freund ihres Bruders, in dessen Gegenwart sich Sydney sehr unwohl fühlt.
Zum ersten Mal fühlt sich Sydney nicht mehr unsichtbar, auch wenn die Situation Zuhause nicht einfacher wird. Sie hat das Gefühl, als Einzige die Schuld für das zu tragen, was geschehen ist. Es ist Laylas Mutter und vor allem Laylas Bruder Mac, der ihr hilft...


Die Bewertung

Sarah Dessens Geschichten gehören beinahe allesamt zu meinen liebsten Büchern, da war es klar, dass ich dieses Werk, dass zwei Jahre nach seiner Veröffentlichung in Amerika endlich auf dem deutschen Markt erschienen ist, haben musste.
Wenn man von Kleinigkeiten absieht, dann ist auch dieses Buch wieder in gewohnter Dessen-Manier ein wunderschönes Buch. Warum aber der Verlag beispielsweise auf die Idee gekommen ist, aus dem englischen "Saint Anything" das deutsche "Anything for Love" zu machen, das in meinen Augen den Inhalt nicht wiederspiegelt, kann ich nicht beantworten.
Abgesehen davon sind die Hauptfiguren, wie eigentlich immer in Dessens Geschichten, liebevoll gezeichnet und sehr lebendig, es ist nicht zuallererst eine Liebesgeschichte, auch wenn diese eigentlich auch immer vorkommt und dann immer schön geschrieben ist. Daneben geht es eben um die komplizierte Beziehung von Sydney zu ihrer Familie, um Einsamkeit, neue Freundschaften und Zukunftsvorstellungen.


5 von 5 Sternen.

» Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt ; Mhairi McFarlane

"Wenn der Bräutigam dich küsst, aber du nicht die Braut bist.
Nach wochenlangen Flirts kommt es zwischen Edie und ihrem Kollegen Jack zu einem Kuss. Dummerweise befinden sich die beiden da gerade auf Jacks Hochzeit und werden zu allem Überfluss auch noch von Charlotte, der frischgebackenen Ehefrau, erwischt. Kurz nach diesem Fehltritt bricht ein fieser Shitstorm über Edie herein. Während Jack den reuigen Ehemann gibt, wird sie zum Sündenbock gemacht. In ihrer Not flieht Edie in ihre Heimatstadt Nottingham. Aber die Gerüchte, Edie habe eine Affäre mit Jack gehabt, reißen nicht ab. Doch zum Glück hat Edie Freunde, die zu ihr halten. Und dann ist da auch Elliot, der ihr zwar gehörig auf die Nerven geht, aber das Herz doch am rechten Fleck hat..."

Die Geschichte

Eine Hochzeit ändert für Edie über Nacht alles: Obwohl sie vorher schon wusste, dass es vielleicht keine gute Idee ist, zur Hochzeit ihrer Kollegen Jack und Charlotte zu gehen, weil sie Gefühle für den Bräutigam hat, wollte sie dennoch eine gute Freundin sein. Nachdem die Braut sie jedoch dabei erwischt hat, wie sie vom betrunkenen Bräutigam geküsst wurde, bricht dank der Brautjungfer ein Shitstorm über Edie los, der sie schließlich dazu zwingt, in ihre Heimat Nottingham zurückzukehren - dankenswerterweise bekommt sie von ihrem Chef den Auftrag, die Autobiografie eines Schauspielers zu schreiben. Leider ist dieser auf den ersten Blick auch nicht gerade sympathisch, sodass Edies Rückkehr in die Heimat noch erschwert wird - denn auch mit ihrer Familie ist nicht gerade alles eitel Sonnenschein.
Doch trotz allem ist Edie nicht allein und so bekommt die verunsicherte Edie einige Unterstützung dabei, wieder auf die Füße zu kommen.


Die Bewertung

Mhairi McFarlanes Schreibstil ist bekanntermaßen toll: Flüssig, witzig, wendungsreich, lebendig. Ihre Geschichten sind selten so, wie sie auf den ersten Blick wirken, sodass ihre Bücher sich nie danach anfühlen, als wären sie nur nach Schema F geschrieben worden.
Der Charakter Edie durchlebt etwas, das einen in der heutigen Zeit mächtig zum Nachdenken bringt: Sie ist es gewohnt, in den sozialen Netzwerken zu leben - und dann ist es ein Fehler, der ihr die Schwachstellen dieses Systems aufzeigt, als plötzlich Gruppen auf Facebook eröffnet werden, in denen fremde Personen öffentlich über sie herziehen.
Bei all diesen Problemen darf man als Leser auch die leichten Momente in Edies Leben sehen: Wie sie Freundschaften kittet, die durch ihr Leben in London eingeschlafen sind. Außerdem erleben wir mit, wie Edie wieder auf die Füße kommt, ihre eigene Stärke entdeckt und einige Lehren aus den Vorfällen zieht: Nicht nur, was die Abhängigkeit von sozialen Medien angeht, sondern auch, was lang eingelebte Fehler im Verhalten irgendwann ausmachen, wenn man sich selbst in Frage stellt.

5 von 5 Punkten.

Mittwoch, 17. Mai 2017

Wenn Bücher auf die Leinwand kommen: Anne with an E

Anne von Green Gables von Lucy Maud Montgomery war eines meiner Lieblingsbücher als Kind.

Die Geschichte von der rothaarigen Waise auf Prince Edward Island, Kanada, durch ihr Leben war wunderbar, ich weiß nicht, wie oft ich die Serie gelesen habe.

Nun hat Netflix das erste Buch zu einer Serie gemacht, sieben Folgen, die seit vergangenem Freitag zu sehen sind: Eine Pilotfolge über neunzig Minuten und sechs weitere Folgen über die üblichen 45 Minuten. Die Synchronisation ist, wie für Netflix üblich, ausgesprochen gut, dennoch habe ich die meisten Folgen auf englisch geguckt.

Für Liebhaber des Buchs ist die Handlung liebevoll umgesetzt, auch wenn es einige "künstlerische Freiheiten" in Form von veränderten Handlungssträngen gibt - die man als Buchliebhaber nur allzu gut kennt, wenn Bücher verfilmt werden.
Optisch ist "Anne with an E" wunderschön anzusehen, die Landschaftsaufnahmen, die Verfilmung der Figuren beinahe liebevoll und auch der Soundtrack ist stimmig. So glaubt man in der ersten Szene beinahe, in einer dramatischen ZDF Rosamunde Pilcher-Verfilmung gelandet zu sein, wird jedoch schon bald in eine zwar alte, aber nicht altbackene Geschichte hineingeführt, denn Anne ist kein Mädchen, das zur Ehefrau und Mutter geboren ist, sie ist ein kluger Kopf und ein selbstbewusstes Mädchen.

Die Geschichte

Marilla und Matthew Cuthbert, ein älteres Geschwisterpaar, möchte einen Jungen adoptieren, der ihnen bei der Arbeit auf Green Gables helfen soll. Doch stattdessen steht plötzlich Anne da, das rothaarige Mädchen, das kaum still zu bekommen ist.
Auch wenn sie eigentlich nicht bleiben soll, schleicht sie sich dennoch in die Herzen der Cuthberts, die sie schließlich in ihre Familie aufnehmen.


Die Bewertung

Netflix hat eine weitere Serie geschaffen, die ein Liebhaberherz erfreut: mit mir unbekannten, aber vor allem treffend besetzten Schauspielern für liebgewonnene Rollen. Der Soundtrack ist wundervoll, die Bilder auch, eigentlich wäre alles gut, wenn...
Wenn da nicht einige Veränderungen in der Handlung wären. Wie gesagt, generell sind Veränderungen nicht unbekannt, man hat sich schweren Herzens an sie gewöhhnt und manchmal, selten, überraschen sie einen auch positiv. An vielen Stellen ist das in "Anne with an E" durchaus auch passiert, nicht alle Veränderungen sind unangenehm. Aber zu Anfang der Geschichte passiert etwas, das nicht gefällt. Anne spielt mit einer Brosche von Marilla, die wenig später verschwunden ist. Marilla, die wusste, wie sehr sie Anne gefiel, verlangte zu gestehen, dass Anne sie hat. Diese gesteht schließlich etwas, das sie nicht getan hat. Im Buch verbietet Marilla ihr die Teilnahme an einem heiß ersehnten Picknick - in der Serie jedoch entscheidet Marilla, dass Anne zurück ins Waisenhaus muss. Daraus entsteht eine Odyssee über Bahnhöfe und Großstädte, bei der auch Matthew, der sich schließlich auf die Suche nach ihr begibt, verletzt wird. Das ist sehr viel Drama, und vor allem schmerzhaftes - das nicht hätte sein müssen.

Sieht man davon ab, ist "Anne with an E" eine echte Empfehlung, auch wenn man die Buchserie nicht kennt.

Montag, 15. Mai 2017

» Ein guter Tag zum Leben ; Lisa Genova

"Als Joe erfährt, dass er an der seltenen Krankheit Chorea-Huntington leidet, ist er 44 Jahre alt. Wenn es gut läuft, bleiben ihm noch zehn Jahre. Jahre, in denen er die Kontrolle über seinen Körper mehr und mehr verlieren wird. Wie jedes seiner vier Kinder muss auch Katie befürchten, die Krankheit ihres Vaters geerbt zu haben. Gewissheit könnte ein Gentest bringen. Doch kann sie tatsächlich mit dem Wissen leben, das der Test ans Licht bringt?"

Die Geschichte

Joe ist seit vielen Jahren Polizist in Boston, er lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern wie viele andere immigrierte Iren in Charlestown. Er hat noch etwa elf Jahre bis zu seiner Rente vor sich, ein Tag, an dem seine Rosie nach all den Jahren endlich nicht mehr fürchten muss, dass er nicht wohlbehalten aus dem Dienst zurückkehren wird.
Seine Kinder sind alle erwachsen, auch wenn sie noch unter seinem Dach wohnen: Der älteste JJ mit seiner Frau Colleen, Meghan, Ballerina im Boston Theatre, Patrick, der in einem Pub arbeitet, und schließlich Katie, die Jüngste, die Yoga Lehrerin ist.
Als Rosie ihn bittet, sich untersuchen zu lassen, weil sich sein bester Freund wegen mehrerer Auffälligkeiten im Dienst Sorgen macht, ahnt Joe nicht, was das lostreten wird: Er geht davon aus, dass sein Knie ihm eben so seine Probleme bereitet - und jeder vergisst mal etwas, oder? Doch als sie einige Wochen später die Diagnose Huntington erfahren, ändert sich alles: Es ist eine Krankheit, an der er in wenigen Jahren sterben wird. Eine Krankheit, die ihm die Kontrolle über seinen Körper und damit einen großen Teil seines Lebens nehmen wird. Und es ist eine Krankheit, die jedes seiner vier Kinder mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent ebenso haben könnte...
Jedes Familienmitglied geht mit dieser Diagnose anders um: Weil JJ und Colleen endlich ihr erstes Kind erwarten, ist es für ihn wichtig, sich testen zu lassen - auch wenn das Ergebnis niederschmetternd ist. Meghan entschließt sich auch zu dem Test, während Katie sich von all den Entscheidungen, die so große Auswirkungen auf ihr Leben haben werden, wie gelähmt fühlt. Immerhin ist sie gerade frisch in einer wunderbaren Beziehung - und eigentlich gibt es noch so viel, was sie tun möchte. Was ist schlimmer: Das Unwissen, ob man gesund oder krank ist oder das Wissen, dass man sterben wird?


Die Bewertung

Lisa Genova nähert sich in diesem Buch einer furchtbaren Krankheit: Huntington reißt die Erkrankten mitten aus dem Leben, viel zu früh versterben sie. Auch wenn der Leser durch Joe und seine Tochter Katie, aus deren Perspektiven das Buch geschrieben ist, nur die ersten Symptome der Krankheit kennenlernen, ist es intensiv beschrieben, was sie für die verschiedenen Personen bedeuten. Während Joe lernen muss, sein Leben neu auszurichten und sein Selbstverständnis neu zu definieren, ringt Katie mit so vielen Entscheidungen, dass sie sich kaum mehr vom Fleck rühren kann.
Das Buch ist nicht nur das Porträt einer Krankheit, es zeichnet auch eine irisch-amerikanische Familie zwischen den Generationen ab, fesselt auf die verschiedensten Weisen.


5 von 5 Sternen.

Dienstag, 9. Mai 2017

» Ich könnte am Samstag ; Mark Watson

"Xavier Ireland ist Nachttalker bei einem Radiosender in London. Tagsüber beschäftigt er sich mit sich selbst, nimmt an Scrabble-Turnieren teil und lässt die Tage an sich vorbeiziehen. Erst seine vor Energie überschäumende Putzfrau Pippa macht ihm klar, dass es sich lohnt, am Leben anderer Anteil zu nehmen und damit seinem eigenen Glück auf die Sprünge zu helfen."

Die Geschichte

Xavier Samuel ist ein Londoner Radiomoderator, der mit seinem Freund Murray die Sendung Late Lines moderiert, in der nachts die Menschen ihre Sorgen, Ängste und Gedanken loswerden können. Obwohl er dort für jeden Menschen einfühlsame Antworten und Ratschläge hat und sich großer Beliebtheit erfreut, hält er sich in seinem Privatleben aus den Angelegenheiten anderer raus und führt eigentlich ein sehr zurückgezogenes Leben: Scrabble-Turniere am Wochenende, Kino-Rezensionen als Nebenjob, aber ansonsten hat er kaum Kontakte, die er pflegt. Er lebt erst seit fünf Jahren in London, hat damals in Australien alle Brücken abgebrochen und vermeidet auch die Gedanken an seine Zeit dort.
Wie so oft überredet ihn der stotternde, unsichere Murray zu etwas, und so lernt er bei einer Speed Dating Veranstaltung die quirlige Pippa kennen, eine Putzfrau, die er aus dem Bauch heraus bittet, bei ihm zu putzen. Sie stellt sein Leben auf den Kopf, denn sie ist eine Frau, die sich in den Leben anderer engagiert: Sie fragt, warum er der unter ihm wohnenden Mel nicht hilft, deren Sohn Jamie außer Rand und Band geraten ist, und auch, warum er sich nicht erkundigt, was die seltsamen Geräusche aus der Wohnung über ihm zu bedeuten haben.
Als Pippa Xavier nach einem Streit dann verlässt, merkt Xavier, dass sie Steine ins Rollen gebracht hat, die ihn nicht zur zwingen, sich mit dem größten Fehler seines Lebens auseinander zu setzen, sondern ihn direkt mitten ins Leben katalpultiert haben...

Die Bewertung

In diesem beeindruckenden Buch wird nicht nur die Geschichte von Xavier Samuel erzählt, es geht um elf andere Personen, die allesamt auf faszinierende Weise von einer einzelnen Handlung von Xavier beeinflusst werden. Weil es die kleinen Dinge sind, mit denen wir Dinge ins Rollen bringen, deren Ergebnis wir selbst vielleicht gar nicht mehr bemerken werden.
Mark Watsons Schreibstil ist überraschend anders und erfrischend, die Figuren, die auftreten, lebensecht und auch, wenn ich ein bisschen brauchte, um in das Buch hinein zu finden, konnte ich schnell nicht aufhören, dem Verlauf der Handlungskette folgen zu wollen. Es ist ein wunderbar anderes Buch mit einer Geschichte, die einen zum Nachdenken bringt.


5 von 5 Sternen.

Samstag, 6. Mai 2017

» eleanor & park ; Rainbow Rowell

"Sie sind beide Außenseiter, aber grundverschieden: Die pummelige Eleanor und der gut aussehende, aber zurückhaltende Park. Als er ihr im Schulbus den Platz neben sich frei macht, halten sie wenig voneinander. Park liest demonstrativ und Eleanor ist froh, ignoriert zu werden. In der Schule ist sie das Opfer übler Mobbing-Attacken und zu Hause hat sie mit vier Geschwistern und einem tyrannischen Stiefvater nur Ärger. Doch als sie beginnt, Parks Comics mitzulesen, entwickelt sich ein Dialog zwischen den beiden. Zögerlich tauschen sie Kassetten, Meinungen und Vorlieben aus. Dass sie sich ineinander verlieben, scheint unmöglich. Doch ihre Annäherung gehört zum Intensivsten, was man über die erste Liebe lesen kann."


Die Geschichte

Als das neue Mädchen, das seltsame Mädchen, das erste Mal den Schulbus betritt, macht Park ihr eigentlich nur Platz, weil er weiß, wie es ist, wenn man im Zentrum der Aufmerksamkeit jener steht, die einem das Leben so richtig schwer machen. Er ist zwar nicht gerade der uncoole Außenseiter, schließlich kennt er die anderen schon sein ganzes Leben, aber Park ist anders als sie.
Eleanor sitzt neben dem kleinen, schweigsamen Asiaten, der die Busfahrten damit verbringt, Musik zu hören und Comics zu lesen. Trotzdem: besser neben ihm sitzen, als von Tina und den anderen noch mehr gemobbt zu werden. Immerhin ist die Zeit in der Schule das wenige am Tag, an dem sie sich nicht mit ihrem Stiefvater und der Situation Zuhause auseinander setzen muss. Denn Eleanors Leben ist insgesamt kein Zuckerschlecken. Der neue Mann ihrer Mutter tyrannisiert die Familie, auch wenn ihre jüngeren Geschwister ihn irgendwann stillschweigend als Vater akzeptiert haben - mit seinen grausamen Seiten. Deshalb ist es Eleanor eigentlich egal, was in der Schule passiert.
Doch irgendwann beginnt Eleanor Parks Comics mitzulesen. Irgendwann reicht Park Eleanor seine Kopfhörer, um sie an seiner Musik teilhaben zu lassen. Irgendwann unterhalten sie sich über die Comicfiguren, obwohl es alle mitbekommen können. Und zwischen den beiden aus ihren unterschiedlichen, schwierigen Welten entwickelt sich etwas, was für sie beide ganz und gar neu ist.


Die Bewertung

Rainbow Rowell schreibt eine Geschichte über Außenseiter, sie schreibt eine Geschichte über die erste Liebe, sie schreibt eine Geschichte über die furchtbaren Dinge, die Kindern geschehen können, wenn niemand auf sie aufpasst, sie schreibt voller Gefühl.
Eleanor und Park sind wunderbar echte Charaktere, welche die Geschichte aus wechselnden Perspektiven erzählen: Wie aus zwei Außenseiter zwei sich liebende Außenseiter werden - und wie die magische, erste große Liebe vieles im Leben vergessen machen lassen kann. Aber eben nicht alles. Nicht grausame Stiefväter und die Ohnmacht, dass man nichts dagegen tun kann. Es geht um Vorurteile, soziale Unterschiede und die Ungerechtigkeit, die man beim Erwachsen werden erleben muss. 
Die Geschichte von Eleanor und Park geht unwahrscheinlich nah und ans Herz und begleitet einen noch eine ganze Weile, nachdem man die letzten Seite gelesen hat.

5 von 5 Punkten!

Mittwoch, 3. Mai 2017

» Nächstes Jahr am selben Tag ; Colleen Hoover

"Ausgerechnet am Abend, bevor sie von Los Angeles nach New York zieht, lernen sie sich kennen: die 18-jährige Fallon, Tochter eines bekannten Filmschauspielers, und der gleichaltrige Ben, der davon träumt, Schriftsteller zu werden. Beide verlieben sich auf den ersten Blick ineinander und verbringen die Stunden vor dem Abflug zusammen. Doch wie soll es weitergehen? Wollen sie sich wirklich auf eine Fernbeziehung einlassen und ihren Alltag nur halbherzig leben? Um das zu verhindern, beschließen die beiden, sich die nächsten fünf Jahr jedes Jahr am selben Novembertag zu treffen, dazwischen jedoch auf jeglichen Kontakt zu verzichten. Und wer weiß, vielleicht, so die Hoffnung, klappt es am Ende der fünf Jahre ja mit einem Happyend.
Doch fünf Jahre sind eine lange Zeit - und so kommt ihnen trotz aller intensiven Gefühle, die bei jedem Treffen der beiden hochkochen, ganz einfach das Leben dazwischen …"


Die Geschichte

Fallon ist mit ihrem Vater, dem bekannten Filmschauspieler, an ihrem letzten Tag in Los Angeles zum Mittagessen verabredet, aber das Treffen entwickelt sich anders, als gedacht. Denn ein Junge kommt dazu, der ihrem Vater Paroli bietet zu Dingen, die sie längst herunterschluckt.
Das ist Ben, der die Augen nicht von Fallon lassen kann - was sie wiederum nicht glauben kann: Seit einem tragischen Unfall vor einigen Jahren trägt sie Narben in ihrem Gesicht und auf ihrem Körper, was ihre vielversprechende Karriere als Schauspielerin zu beenden schien.
Doch Ben lässt sich nicht abblitzen, wie es sonst alle tun. Er schafft es sogar, diesen letzten Tag in Los Angeles mit Fallon zu verbringen und ihr das Versprechen abzunehmen, dass sie sich an diesem Tag in den nächsten fünf Jahren immer sehen werden, da sie ihrer Mutter einst versprach, sich vor 23 auf keine ernsthafte Beziehung einzulassen. Beide geben einander "Hausaufgaben" für die 364 Tage bis dahin. Doch kann dieses Etwas zwischen ihnen wirklich Bestand haben, wenn man sich in der Zeit zwischen den Tagen nicht sieht, nicht schreibt, nicht spricht? Denn das ist eine ihrer Regeln: Keine Handynummern oder E-Mail-Adressen austauschen. Und außerdem scheinen längst nicht alle Geheimnisse auf dem Tisch zu sein...




Die Bewertung

Die Geschichte ist dadurch interessant, dass von Colleen Hoover, einer Meisterin der Liebesgeschichten, tatsächlich nur die Tage beschreibt, an denen sich Fallon und Ben sehen. Was dazwischen passiert, erfährt der Leser nur nebenbei. Die beiden Hauptfiguren sind liebevoll beschrieben, wie man es von Colleen Hoover kennt, auch die Nebenfiguren sind sympathisch, auch wenn ich bei ihr immer das Gefühl habe, dass es etwas zu perfekt ist.
Die Geschichte um Fallon und Ben ist gut ausgedacht und spart nicht an Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hat. Auch die Vergangenheit spielt natürlich wieder eine große Rolle, aber man verzeiht bei dem fesselnden Stil auch das eine oder andere Klischee.

4,5 von 5 Sternen.

» Jäger des versteckten Schatzes ; Ingo Oschmann

"Die neue Massenbewegung Geocaching beweist, dass draußen sein nicht nur gesund ist, sondern auch richtig Spaß machen kann: Allein hierzulande liegen etwa 300.000 ungehobene Schätze, sogenannte Caches, die es mithilfe von GPS-Gerät und Online-Hinweisen zu fi nden gilt. Egal, ob allein, mit der ganzen Familie oder dem Kegelclub, der passionierte Outdoor- Schatzsucher Ingo Oschmann zeigt auf verständliche und unterhaltsame Weise, wie noch aus dem letzten Couch-Potato ein echter Indiana Jones wird."

Die Geschichte

... ist hier eigentlich keine Geschichte. Dieses Buch ist vor allem eines: Ein allumfassender Ratgeber zum Thema Geocaching, eine Anleitung und eine Sammlung von Anekdoten, die Ingo Oschmann selbst beim Geocachen erlebt hat.
Er bringt sein Hobby den Menschen näher: Beschreibt die Herkunft und die Entwicklung bis heute, gibt eine Schritt für Schritt Anleitung für den allerersten Geocache als Anfänger, beschreibt die unterschiedlichen Arten von Caches, die auf der Welt versteckt sind, und erklärt auch, was man als Cacher wissen und besitzen muss, damit man am Ende immer wieder sicher nach Hause findet.

Die Bewertung

Für mich als begeisterte Geocacherin ist es auf der einen Seite eine gute Anleitung, ein Rückblick auf die Anfänge des Hobbys, ein Nachschlagewerk und viel Theorie.
Aber es ist eben auch das Buch eines Comedians - und das merkt man. Es ist voller Witz geschrieben, begeistert einen Geocacher noch ein bisschen mehr für sein Hobby und macht in meinen Augen auch jemanden neugierig, der mit GPS Geräten und Suchen im Wald bisher noch nichts am Hut hatte.
Schön sind die Anekdoten, die erfolgreichen und auch jene, die von gescheiterten Suchen handeln, die einen an die eigenen Erlebnisse erinnern. Besonders fasziniert hat mich das Kapitel über die sogenannten Mystery-Caches, bei denen der Geocacher selbst erst einmal rätseln muss, bevor er überhaupt in die Natur kann.
Empfehle ich also dieses Buch, empfehle ich auch gleich das Geocaching selbst!

5 von 5 Sternen.

» The Sun is also a Star ; Nicola Yoon

"Schicksalsfäden einer großen Liebe! Wie viele Dinge müssen geschehen, welche Zufälle passieren, damit sich die Wege zweier Menschen kreuzen? Als Daniel und Natasha in New York aufeinander treffen, verguckt er sich sofort in das jamaikanische Mädchen. Die zwei teilen einen Tag voller Gespräche über das Leben, ihren Platz darin und die Frage: Ist das zwischen uns Liebe? Doch ihr Schicksal scheint bereits festzustehen, denn Natasha soll noch am selben Abend abgeschoben werden."


Die Geschichte

Es ist vorrausichtlich Natashas letzter Tag in New York - auch wenn sie das noch nicht akzeptieren will. Es ist der Tag, an dem sich Daniels Zukunft entscheiden soll - auch wenn er sich nicht sicher ist, ob er diese Zukunft überhaupt will.
Natasha scheint eine letzte Chance zu erhalten, als sie die Nummer eines Anwalts erhält, der ein Experte für Abschiebungsfälle wie den ihren sein soll. Denn es ist nicht fair, dass sie abgeschoben werden soll - wegen eines Fehlers ihres Vaters! Zurück nach Jamaika, obwohl sie sich längst wie eine Amerikanerin fühlt und große Pläne hat.
Auf dem Weg begegnet sie Daniel, dem sie wie eine Fügung des Schicksals erscheint - obwohl er eigentlich auf dem Weg zum Friseur sein sollte, um eine in den Augen seiner Mutter akzeptable Frisur für das Gespräch mit einem Yale-Absolventen zu bekommen. Dieser soll ihn an der Universität empfehlen, damit er den ihm vorbestimmten Weg zum Arzt gehen soll - wie es sich seine Eltern, koreanische Einwanderer in der ersten Generation wünschen. In Daniel lebt aber eher eine Dichterseele, auch wenn man in koreanischen Familien nicht widerspricht.
Die beiden treffen aufeinander und viele Dinge geschehen, die diesen Tag zu einem unvergesslichen machen. Ist das Schicksal, was passiert?


Die Bewertung

Das Buch wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt: Allen voran Natashas und Daniels, die auf ihre ganz eigene Weise auf die Welt blicken: Daniel, der Poet, der Optimist, der sich seine Gefühle für Natasha unmittelbar eingesteht und alles daran setzt, Zeit mit ihr zu verbringen. Natasha, die Wissenschaftlerin, zweifelt an der Liebe, kämpft für den Verbleib in Amerika und will sich eigentlich nicht auf Daniel einlassen. Die Figuren, die am Rande der Handlung spielen, bekommen ebenfalls immer wieder ihren Moment im Scheinwerferlicht, und das ist nur ein Faktor, der dieses Buch so besonders macht. Es sind überraschende Figuren, es sind liebenswerte Figuren und auch, wenn das Buch nur einen einzigen Tag abdeckt, fesselt es. Es ist hoffnungsvoll und poetisch und einfach sehr schön.

5 von 5 Sternen.