Mittwoch, 22. Juli 2020

» Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion ; Kyra Groh

"Manchmal stellt Mia sich vor, ihre Krankheit wäre eine beneidenswerte Superkraft. Tatsächlich ist es im Alltag aber ganz schön problematisch, wenn man keine Schmerzen empfinden kann und
blindlings in alle Gefahren läuft. Das weiß Mia spätestens seit jenem Abend, an dem sie ihre Mutter verlor. Die quälende Erinnerung daran ist gleichzeitig ihr größtes Geheimnis. Zumindest bis sie Jake kennenlernt, der seinen eigenen Kummer im Fitnessstudio von Mias Vater bekämpft. Ihm kann sie sich anvertrauen, und auch er erzählt ihr von den dunklen Seiten in seinem Leben. Obwohl die beiden so verdammt unterschiedlich sind, haben sie zum ersten Mal das Gefühl, dass Sicherheit vielleicht mehr sein könnte als eine fiese Illusion."

Die Handlung

Mia ist 17, lebt mit ihrem Vater über dessen Fitnessstudio und hat eine Krankheit, die dafür sorgt, dass sie Mauern um sich herum aufgebaut hat: Sie hat Analgesie und weil ihr Körper nicht anzeigt, welcher Schritt derjenige zu weit ist, geht sie lieber gar kein Risiko ein, sich zu verletzen.
Jake ist 18 und lebt in einem zerrütteten Elternhaus: Sein Vater, ein erfolgreicher Musikproduzent, bringt in die Familie nicht mehr ein als Geld: Er trinkt, er betrügt seine Frau, er vernachlässigt seine Söhne. Deshalb geht Jake geradezu exzessiv ins Fitnessstudio und stählt seinen Körper in der Hoffnung, seine Mutter und seinen kleinen Bruder vor seinem Vater zu schützen - für den Fall der Fälle.

Weil Jake im Fitnessstudio von Mias Vater trainiert, treffen die beiden aufeinander - obwohl sie sich abseits dessen wohl nicht begegnet wären, da Jakes Umfeld durch seine Privatschule ganz anders ist als das von Mia. Doch sie begegnen sich und fühlen sich voneinander angezogen, als wären sie sicher beim jeweils anderen. Jake kann sich das erste Mal so richtig öffnen und von seinen Ängsten erzählen und auch Mia gräbt ein dunkles Geheimnis aus, dass sie noch nie jemandem erzählt hat. Doch ist diese Sicherheit, die sie beieinander spüren, echt, können sie darauf vertrauen?

Die Bewertung

Kyra Grohs Schreibstil ist einer in der Landschaft deutscher Autoren, der für mich heraus sticht. Auch diese Geschichte, ihr erstes Jugendbuch, besticht wieder durch einen tollen Humor und Wortwitz und mit einer Liebe zu Details, die einfach Spaß beim Lesen machen. Es verwendet keine Klischees, es nimmt sie eher aufs Korn und das tut gut.
Die Themen in "Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion" werden auf Augenhöhe behandelt und in einem Ton, der 1:1 zu seinen Figuren passt. Die Kapitel sind abwechselnd aus Mias und Jakes Sicht erzählt und nichts wirkt aufgesetzt, keine Reaktion nicht natürlich. Zudem rührt die Geschichte und zieht einen in einen Lesefluss. Nur am Anfang brauchte ich ein kleines bisschen, um in die Charaktere hineinzufinden. Aber die Figuren sind toll dargestellt und echt und der Teenager in mir konnte sich in vielen Sorgen und Ängsten wiederfinden.

4,5 von 5 Sterne