Sonntag, 28. Februar 2021

» Daisy Jones & The Six ; Taylor Jenkins Reid

"Daisy Jones, jung, schön, von ihren Eltern vernachlässigt, hat eine klare Stimme und einen starken Willen: Sie möchte mit ihren eigenen Songs auf der Bühne stehen. Als sie zum ersten Mal gemeinsam mit THE SIX auftritt, ist das Publikum elektrisiert von ihr und Billy, dem Leadsänger der Band. Die beiden zusammen sind nicht nur auf der Bühne explosiv und führen die Band zu ihrem größten Erfolg, auch Backstage sprühen die Funken … "

Die Handlung

Der Roman schildert die Entwicklung der Band The Six und die Anfänge von Daisy Jones, bis sie aufeinander treffen und zu Daisy Jones & The Six werden und einen ebenso kometenhaften Aufstieg hinlegen - wie auch einen dramatischen Absturz. Musikalische Genies, Egos und der Kampf gegen innere wie äußere Dämonen - eine Interviewsammlung über eine geheimnisvolle Bandgeschichte in den 70er Jahren. 

Die Bewertung

Ich bin wahnsinnig hin und hergerissen - und das war ich auch beim Lesen. Taylor Jenkins Reid hat mit diesem Roman eine Interviewsammlung mit den Protagonisten in der Band und um sie herum geschrieben, die aus ihrer absolut persönlichen Sicht erzählen, wie sich die Band entwickelte, wie sie auf Daisy Jones traf, was das Musikbusiness der 70er Jahre in Los Angeles ausmachte - Höhen, Tiefen, Drogen, Liebe, Sex und Verzweiflung. Die Hauptfiguren sind Daisy Jones und Billy Dunne, der Bandleader von The Six, und viel dreht sich um ihre unmögliche Beziehung zueinander. Und mit ihnen hat Jenkins Reid Hauptfiguren geschaffen, die ich nicht sympathisch finden konnte. Besser erging es mir da mit Camila, Billys Ehefrau, mit Karen, der Schlagzeugerin, mit Graham, Billys Bruder. Sie haben alle ihre Schwächen, ihre eigenen Kämpfe, und das alles trifft im Business aufeinander - einem Business, das allein durch die Persönlichkeit, die in die Musik einfließt, seinen Reiz hat. Und deshalb ist die Trennung dieser Band wohl von Anfang an unvermeidlich.
Dieses Buch handelt von den Egos der Figuren und das reizt einen beim Lesen. Der Interviewstil ist ein Stück weit anstrengend - und gleichzeitig extrem gut gemacht. Von einer Aussage zur nächsten werden Widersprüche aufgedeckt, die mich immer wieder schmunzeln ließen, denn es zeigt einfach, wie unterschiedlich Situationen von Menschen wahrgenommen und erinnert werden. Gleichzeitig war es beim Lesen oft aber auch anstrengend, weil es meinen Lesefluss störte, dass es mehr wie ein Dialog wirkte, obwohl die Interviews getrennt geführt wurden. Oft habe ich einfach die tatsächlichen Erzählungen gelesen und gelesen - und musste zurückschauen, welche Figur hier eigentlich gerade erzählt. Manche Figur blieb für mich sehr eindimensional - aber auch das ist der Interviewform geschuldet, die natürlich den hauptsächlichen Fokus auf die Bandgeschichte und nicht zwangsläufig auf die persönlichen Erlebnisse gelegt hat. Einige Plotfäden wurden kurz entwickelt und gingen dann wieder im großen Ganzen verloren, wurden teilweise später wieder aufgegriffen oder wiederholt, manchmal blieben sie jedoch verschwunden.
Ich verstehe, warum dieses Buch von so vielen gefeiert wird - ich liebe die starken weiblichen Figuren - aber ich persönlich habe beim Lesen zu oft gestockt. Außerdem, und das ist wiederum sehr persönlich, finde ich so drogenlastige Geschichten anstrengend und bedrückend und brauche jemanden aus der ersten Reihe, mit dem ich mich identifizieren kann.

3 (3,5) von 5 Sterne