Samstag, 24. Juni 2017

» Drei mal wir ; Laura Barnett

"Eva und Jim sind neunzehn und Studenten in Cambridge, als ihre Wege sich 1958 zum ersten Mal kreuzen. Eine Fahrradpanne führt die beiden zusammen. Was dann passiert, wird den Rest ihres Lebens bestimmen. Wir folgen drei unterschiedlichen Versionen ihrer Zukunft, zusammen und getrennt. Sehen Eva dabei zu, wie sie eine berühmte Schriftstellerin wird. Und Jim, wie er für die Kunst seinen Beruf als Anwalt hinter sich lässt. Wir sehen Partner kommen und gehen, reisen mit ihnen nach London, New York und Los Angeles. In all den Jahren nimmt ihre Liebe immer wieder ungeahnte Wege, von den ersten drei Treffen bis hin zum Finale: Drei Liebesgeschichten, ein Paar."

Die Geschichte

Es beginnt in Cambridge mit einer Fahrradpanne. Eva ist es, die diese Panne erleidet, und Jim, der zufällig vorbei kommt, möchte helfen.
Ab hier folgen wir den beiden auf drei unterschiedlichen Wegen durch ihr Leben: Eva, die für Jim ihren Freund verlässt, die ihn ermutigt, das Jurastudium für die Kunst hinter sich zu lassen, die zu schreiben beginnt. 
Aber auch Eva, die Jim kaum eines weiteren Blickes würdigt und wenig später ihren Freund David heiratet, den es auf die Bühnen der Welt zieht - ein Leben, das sie auch nach New York ziehen lässt, während Jim, dessen Leben von Eva nicht berührt wurde, Anwalt wird und schließlich seine Mutter pflegen muss.
Und wir folgen Eva und Jim, die eine kurze, glückliche Zeit miteinander verleben, bevor eine Schwangerschaft von ihrem ehemaligen Freund David Eva dazu zwingt, Jim zu verlassen und David zu heiraten - damit Jim seine Zukunft nicht für ein Kind opfern muss, das nicht seines ist.
Von hier an folgt die Geschichte den drei Versionen von Eva und Jim, eines Paares, das für den Leser unweigerlich zusammengehören muss - auf den Wegen durch London, Paris, New York, Bristol, Rom und vorbei an Bekannten, Freunden und Familien, die immer wieder auftauchen...


Die Bewertung

Es ist beinahe ein Epos, diese Geschichte von Eva und Jim. Eigentlich ist es ganz simpel: Eva und Jim gehören zusammen, irgendwie. Mit großer Kunst führt die Autorin durch die drei Lebenswege der Protagonisten, besonders faszinieren dabei die vielen Ereignisse, die in jeder Version vorkommen, als hätte das Schicksal einen Rahmen vorgegeben, in dessen weiten Möglichkeiten wir uns bewegen. Die Geschichte führt den Leser zudem durch das gesamte Leben der beiden und zeigt die vielen, vielen Möglichkeiten auf, die nur eine einzige Entscheidung ausmachen können. Es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen, auch wenn man bei jedem Wechsel zwischen den drei Teilen kurz rekapitulieren muss, an welcher Stelle sich nun Eva und an welcher Stelle sich Jim befindet. Dann ist man wieder mitten drin, folgt ihnen und ihren Partnern, Kindern und Freunden und all den Fixpunkten über die Versionen hinweg.
Nebenher wird man vom Jahr 1958 in die Gegenwart geführt, erlebt mit, wie sich die Zeiten ändern, erlebt verschiedenste Charaktere und wie sie das Leben beeinflussen können, nie, ohne dass man sich selbst fragt, was eine kleine Entscheidung wohl alles ausmachen mag und wie viele Versionen von einem selbst es hätte geben können. Denn eines ist klar: Es gibt viele Wege, aber eigentlich gibt es nur ein Ziel, Eva und Jim bleiben sich treu, auch wenn es in der einen Version viel mehr Umwege geben mag als in der anderen.
Laura Barnetts Debüt war im Sommer 2015 ein Hochgenuss, und jetzt war es für mich ein Ausflug in eine ausgetüftelte Geschichte voller Facetten und Überraschungen, noch dazu mitreißend geschrieben.

5 von 5 Punkten.

Dienstag, 20. Juni 2017

» Meilenweit für kein Kamel ; Bernhard Hoëcker & Tobias Zimmermann

"Die verrückteste Rallye der Welt.
Ist es eine gute Idee, mit einem 20 Jahre alten Auto 6500 Kilometer vom beschaulichen Allgäu in die jordanische Wüste zu gondeln? Bernhard Hoëcker meinte: Ja! Zusammen mit seinem Freund Tobias Zimmermann stürzte er sich in ein irrwitziges Unterfangen – die Allgäu-Orient Rallye: Fest stand das Ziel (Amman), der Siegpreis (ein Kamel) – und welche Straßen NICHT benutzt werden durften: alle Verkehrswege, die ein reibungsloses Fortkommen garantierten. Ein Abenteuerbericht voll witziger Begebenheiten, absurdem Wissen und skurriler Reiseimpressionen aus Okzident und Orient."
 

Die Geschichte

Einmal im Jahr findet die Allgäu Orient Rallye statt, bei der in Autos, die mindestens 20 Jahre alt sind oder nachgewiesen nicht mehr Wert als etwa 1000,00 EUR wert sind, die Strecke vom Allgäu in den Orient abgefahren wird - mit verschiedenen Auflagen und Aufgaben, außerdem dem verlockenden Preis von einem Kamel für den Sieger. Gemeinsam mit fünf Freunden machte sich Komiker Bernhard Hoëcker in drei Autos auf den Weg: Gegründet war das Team StaubMaul, das auf den Nebenstraßen der Welt den Weg antrat, denn die Autobahnnutzung ist verboten. Es müssen nicht alle Autos ins Ziel kommen, wohl aber alle Fahrer - und im Ziel werden die Autos dann für einen guten Zweck gespendet. Übernachtet werden darf nur da, wo pro Person nicht mehr als 10 EUR investiert werden muss - und natürlich ist es verboten, mit einem Navigationsgerät den Weg zu finden.
Eine Menge Regeln, ein großer Haufen Vorbereitungen und dann ist es schließlich so weit: Das Team StaubMaul macht sich auf den Weg. Unterwegs muss pro Land von einem Einheimischen der Text der Nationalhymne oder die Partitur aufgegabelt werden, später auf der Reise warten noch weitere Aufgaben auf die Rallye-Teilnehmer. Von den Abenteuern der sechs Reisenden liest man in diesem Werk von Bernhard Hoëcker.

Die Bewertung

Es ist ein Reisebericht der besonderen Art - zum einen, weil es eine ungewöhnliche, spannende Reise ist, und zum anderen, weil Bernhard Hoëcker gemeinsam mit Tobias Zimmermann in unverkennbarer Weise davon berichtet - meist abwechselnd beschreiben sie den Verlauf eines Tages, scheuen sich jedoch nicht davor, sich gegenseitig mit Anmerkungen zu unterbrechen. Es ist zeitweise, als würde man einem Schlagabtausch lauschen.
Sie berichten von den Herausforderungen der Reise, den Aufgaben unterwegs und der steten Suche nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit. Dies alles ist von Bernhard Hoëcker in gewohnt humoristischer Manier beschrieben, sodass aus einem einfachen Reisebericht ein Blick hinter die Kulissen einer Rallye und ein faszinierender Einblick in fremde Kulturen wird. Denn natürlich führen die diversen Aufgaben unterwegs dazu, dass das Team StaubMaul nicht einfach nur Länder durchquert, sondern ins Gespräch kommt.

5 von 5 Punkten.

Sonntag, 4. Juni 2017

» Die Bücherfreundinnen ; Jo Platt

"Alice, Miriam, Sophie und Abigail sind die besten Freundinnen. Sie lachen zusammen, und sie lesen zusammen. Einmal im Monat trifft sich ihr Buchclub. Doch eine fehlt - Lydia. Vor drei Jahren starb sie an Krebs. Ihr letzter Wunsch an die Freundinnen: Ihr Mann sollte in den Club aufgenommen werden, seitdem ist Jon bei jedem Treffen dabei. Die Freundschaft hat allen fünf geholfen, mit dem schweren Verlust fertigzuwerden. Nur Alice ist nicht glücklich. Eine Dating-Katastrophe jagt die nächste. Kein Mann scheint richtig zu sein für die Innenarchitektin. Ihre Freundinnen sind fest entschlossen, Alice zu ihrem Glück zu zwingen, denn sie ahnen, dass es näher liegt, als Alice sich
eingestehen will."

Die Geschichte

Alice und ihre Freundinnen pflegen seit einigen Jahren einen Buchclub: Jeden Monat treffen sie sich bei einem von ihnen und diskutieren über ein Buch. Dass es bei den Treffen vornehmlich darum geht, auch über ihre Leben zu diskutieren, versteht sich von selbst. Früher gehörte auch Lydia hinzu, Alice' College-Freundin, doch seit ihrem Tod ist es ihr Mann Jon, der die Runde komplettiert.
Als beim letzten Treffen wieder einmal auf Alice' erfolgloses Liebesleben zurückkommen, verspricht diese, die Kuppelversuche ihre Freunde ernst zu nehmen. Dies führt zu einem Treffen mit Hugh, dem Pathologen, der sie mitten auf ein Schlachtfeld von Mittelalterfreunden führt. Dies führt jedoch auch zum Kennenlernen von Stephen, der Alice gut zu tun scheint.
Darum herum ist jedoch auch das Leben ihrer Freunde in Bewegung: Jon trifft sich zum ersten Mal seit Lydias Tod mit jemandem (und verheimlicht es Alice), Miriam fühlt sich nur noch als Mutter wahrgenommen, was ihrer Beziehung zu Craig nicht gut tut, und als Alice' Kollegin Sophie unerwartet kündigt, weiß Alice gar nicht mehr, an welcher Stelle sie anfangen soll...

Die Bewertung

Jo Platts "Die Bücherfreundinnen" befindet sich seit gefühlten Ewigkeiten in meiner Spotify-Bibliothek, das Buch selbst musste jedoch auf dem "Gerade zurückgegeben" Stapel in der Bücherei landen, damit ich es endlich zu lesen begann.
Und es war eine gute Entscheidung! Der Roman ist herrlich erfrischend, kurzweilig und liebevoll gespickt mit interessanten, unterschiedlichen Figuren. Auf den ersten paar Seiten braucht es ein bisschen, bis man die vielen Namen auseinander halten kann, aber dann ist man schon mittendrin in der Geschichte um Alice, die Innenarchitektin, Single, das Mitglied des Buchclubs, das die Bücher meistens nicht komplett gelesen hat. Aus ihrer Perspektive erlebt man ihren Berufsalltag, Dating-Verwicklungen, die Beziehung zu ihrem Freundeskreis und ihrem verwitweten Vater und ist direkt abgetaucht in die Geschichte.
Besonders angenehm war an diesem Buch, dass man zwar schon früh bestimmte Entwicklungen vorausahnen konnte, aber dennoch viel Freude hatte, sie dann lesend zu entdecken. Und die eine oder andere Überraschung behielt das Buch trotzdem auch noch bereit. "Die Bücherfreundinnen"war für mich ein echtes Wohlfühlbuch, das absolut zu empfehlen ist!

5 von 5 Sternen!